CSR und GKV

Eine Frage mit System

Von Andrea Galle (Vorständin) & Dorothee Christiani (CSR-Managerin) der BKK VBU

„Die Grünen wollen uns das Fleisch verbieten!“ titelte „BILD“ im August 2013. Ein Aufschrei in der Bevölkerung war die Folge. Man sprach von „grüner Umerziehung“ und „Verbotskultur“ wegen des Vorschlags, einen „Veggie-Day“ pro Woche einzuführen. Im selben Jahr verloren die Grünen krachend die Bundestagswahl.

Andrea Galle, Vorständin BKK VBU

Heute, nicht mal zehn Jahre später, verkünden die Mensen der Berliner Universitäten, künftig nur noch an weniger als zwei Tagen in der Woche Fleisch anbieten zu wollen. Nicht nur, weil dieser Schritt zur Nachhaltigkeitsstrategie der Universitäten gehört, sondern vor allem, weil Fleischgerichte von den Studentinnen und Studenten schlicht nicht mehr so häufig nachgefragt werden.


Dieses Beispiel zeigt nicht nur die Geschwindigkeit, mit der sich gesellschaftliche Realitäten grundlegend verändern können. Es macht auch deutlich, wie sich Ansprüche von Menschen im Allgemeinen und hier beispielhaft der kommenden Generationen wandeln. Viele dieser Menschen sind Teil der 90 Prozent, die in Deutschland Kundinnen und Kunden gesetzlicher Krankenkassen sind. Es ist daher nur logisch, dass die gesellschaftlichen Entwicklungen unserer Zeit – wie etwa die in jeder Hinsicht knapper werdenden Ressourcen – und ihre daraus entstandenen Ansprüche auch zu Ansprüchen an uns werden.


Wollen wir dem daraus erwachsenden Ziel einer Gesundheitsversorgung gerecht werden, die allen Menschen hochwertig hilft und die gleichsam auch für und in die Zukunft orientiert ist, braucht es ein grundlegendes Neudenken – und dafür sollten wir, das Wortspiel sei gestattet, Grundlegendes neu denken. Denn um „das beste Gesundheitssystem der Welt“ aufrecht zu erhalten, müssen wir nicht nur Strukturen und Handlungsrahmen anpassen. Wir müssen auch unseren Blick auf Leben, Gesundheit und Krankheit verändern.

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1. GESUNDHEIT ALS UND IM SYSTEM DENKEN UND EIN GEMEINSAMES VERSTÄNDNIS VON NACHHALTIGKEIT ENTWICKELN


Wir müssen unsere Gesundheit als System begreifen, nicht als eine Reihe separater Einzelphänomene. In der Medizin geht es immer weniger – und trotzdem noch zu häufig – um die Betrachtung einzelner Symptome, sondern um den ganzen Menschen, eingebettet in Umwelt und Umfeld. Verhaltensmuster, der Lebensstil, die alltäglichen Gewohnheiten, der soziale und berufliche Kontext, psychische und physische Belastungen sowie die Umwelt, in der der Mensch lebt, sind dabei relevante Bausteine für die natürliche Gesundheit und haben zudem hohes Potential, präventiv, also krankheitsvermeidend, zu wirken.

Können wir uns auf diese systemische Betrachtung des Menschen einigen, müssen wir daraus Rückschlüsse für unser ganzes Handeln ableiten. Wollen wir den Menschen dabei unterstützen, seine Gesundheit zu erhalten oder wiederherzustellen, sind alle Faktoren relevant, die damit in Verbindung stehen. Das erweitert den Verantwortungsbereich enorm, schafft aber vor allem ganz viele Räume. Etwa CSRfür Kooperationen und bessere, wirksamere Ansätze in der Versorgung. Nur gemeinsam und im System wird es uns gelingen, die umfassenden und nachhaltigen Lösungen zu erarbeiten, mit denen wir Antworten auf die (Gesundheits-)Fragen von morgen finden.

Nachhaltigkeit ist nicht irgendwann fertig und Verantwortung kein Projekt. 

Grundvorrausetzung dafür ist ein geeintes Verständnis von Nachhaltigkeit. Für uns ist der Begriff der Nachhaltigkeit strukturell zu verstehen und nicht auf ökologische Aspekte reduziert. Wir sprechen in der BKK VBU von Unternehmensverantwortung, haben bewusst die Überschrift CSR gewählt. Damit schließen wir von vornherein, strategisch und strukturell, die Bandbreite ein, die sich heute auch in der ESG-Debatte abbildet: Also die Verantwortung für Umwelt, Kundinnen und Kunden (weil im Unternehmenszweck liegend), Mitarbeitende, Gesellschaft und unsere Geschäftstätigkeit insgesamt.


2. DEN FOKUS AUF PATIENTENZENTRIERTE VERSORGUNG RICHTEN UND SIE KONSEQUENT AMBULANT VOR STATIONÄR AUFSTELLEN

Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen bedeutet für uns vor allem eine konsequent patientenorientierte und, ebenso konsequent, ressourcenschonende Versorgung – beide Prinzipien gehen wunderbar zusammen, bedingen einander sogar. Feststeht: Ein „one size fits all“ kann es in Zukunft nicht mehr geben. Die sich von vornherein um Patientin und Patient zentrierende Versorgung bietet die Chance für eine Medizin, die zunehmend individualisiert ist und mindestens
geschlechtsspezifische Belange mitdenkt.

Das, so glauben wir, ist einer der wichtigsten Innovationstreiber für die zukünftige Gesundheitsversorgung. Die wissenschaftlichen und technischen Fortschritte bringen das Potenzial mit, mehr Qualität in der Versorgung für alle sicherzustellen und dabei gleichzeitig effizienter und ressourcenschonender zu agieren. Eine individualisierte Versorgung wird durch größere Behandlungserfolge die Lebensqualität steigern, Beispiele sehen wir schon heute etwa in der Präzisionsmedizin. Sie wird langfristig aber auch Ressourcen sparen und somit gleichzeitig dazu beitragen, Hochleistungsmedizin für die, die sie brauchen, bezahlbar zu machen. Das ist zukunftsorientiert, das ist nachhaltig. Und es setzt auch das Solidarprinzip, auf dem unsere GKV fußt, logisch in die Zukunft fort.


Aber wie sieht sie nun aus, diese individualisierte Versorgung? Schon in Forschung und Lehre ist sie konsequent patientenzentriert. Und auch patientinnenzentriert – denn sie wird von vornherein geschlechtsspezifisch erforscht, gedacht und erbracht. Letzteres erfolgt dabei, wann immer es Patienten nützt, ambulant vor stationär. Weil diese Versorgung eine individuelle ist, ist es auch ihre Medikation: Zukünftig sollte die benötigte Wirkstoffmenge und nicht die (Ver-)Packungsgröße das Maß der Dinge sein. Schon heute ist es möglich, Wirkstoffmengen individuell zu ermitteln und zum Beispiel im 2D- oder 3D-Druck herzustellen. Dort, wo das nicht geht, muss mindestens die Auseinzelung möglich sein. Hier zeigt sich greifbar, welche Chancen sich ergeben, um Patientennutzen mit dem sorgsamen Umgang und der Wertschätzung für unser aller Ressourcen zu vereinen. Diesem Tandem aus Ressourcenökonomie und Patientenzentrierung folgt auch die Überzeugung, dass Prävention einen zentralen Stellenwert in der Gesundheitsversorgung von morgen einnehmen muss.

3. PRÄVENTION EINEN GANZ NEUEN STELLENWERT GEBEN

Für uns ist klar: Prävention wird in den kommenden Jahren massiv an Bedeutung gewinnen. Die Gesundheitsvorsorge der Zukunft muss einerseits auf eine natürliche Erhaltung des aktuellen Gesundheitszustands abzielen und andereseits die Risiken für bestimmte Krankheiten reduzieren. Mit Aufklärung und früh ansetzenden Präventionsangeboten können wir nicht nur den sogenannten „Volkskrankheiten“, sondern auch den Auswirkungen des Klimawandels entgegenwirken. Hier wirken nicht nur Check-Ups und Vorsorgeuntersuchungen, sondern der gesamte Lebensstil und das Umfeld. Bewegung und frühzeitiges Stressmanagement gehören ebenso dazu wie Selbstwirksamkeit und ein Verständnis für die Bedeutung planetarer Gesundheit, die den Gesundheitszustand unserer Zivilisation als untrennbarmit dem der uns umgebenden Umwelt versteht. Gesunde Menschen kann es nur in einer gesunden Umwelt geben.

Hier brauchen wir einen Mix aus Lebensstil, Aufklärung und Befähigung, der der eingangs beschriebenen systemischen Betrachtung folgt und dabei ebenso patientenzentriert angelegt ist. Mit einzelnen Kursen allein, schaffen wir kein lebensumspannendes Gesundheitsverständnis. Wir brauchen den ganzheitlichen Ansatz, der auch auf die Stärkung unseres Gesundheitswissens abzielt. Dazu gehört heute selbstverständlich auch ein breites Wissen über eine ressourcenschonende Lebensweise, die gleichzeitig gesund für Mensch wie für Planet ist.

Dabei kommt uns entgegen, dass sich auch in der Gesellschaft das Bewusstsein dafür verändert. Galten grüne Pläne vom „Veggie-Day“ einst noch als fleischverbietende Bevormundung, erfährt heute das Konzept der klimafreundlichen Ernährung ganz neue Aufmerksamkeit. Nicht nur, dass die Bezeichnung sehr einladend ist, es steckt auch viel Grundlegendes dahinter. Bei einer klimafreundlichen Ernährung geht es im Grunde darum, mit einem bewussteren Einkaufsverhalten und dem, was wir zu uns nehmen, einen positiven Beitrag sowohl für unser Klima als auch für unsere Gesundheit zu schaffen. Wir reden hier von einer geschmackvollen und ausgewogenen Ernährung. Von guten regionalen Produkten, die fair produziert werden. Einer Ernährung, die pflanzlichen Lebensmitteln immer öfter den Vortritt lässt und von einer, bei der man selbst kocht. Allein der Kontakt mit Lebensmitteln wird ein anderer, wenn man sie selber zubereitet. Konzepte wie das der klimafreundlichen Ernährung helfen, bewusster und gesünder zu leben. Klimafreundlich, bewusst und gesund: das ist im dreifachen Sinne auch gut für unser Gesundheitssystem. Und es wird eben nicht als Verbot, sondern als Gewinn und damit positiv erlebt.


Das ist genau die positive Win-Win-Situation, die wir anstoßen müssen. Denn keine medizinische Behandlung kann so gut und so schonend für Mensch und Umwelt sein wie eine vermiedene Erkrankung. Es geht dabei um viel: Wenn wir die knapper werdenden Ressourcen und den wissenschaftlichen Fortschritt in der Medizin allen, die es brauchen, zur Verfügung stellen wollen, dann werden wir CSRzwangsläufig konsequenter auf die Vermeidung von Krankheiten setzen müssen. Und sollten das als gesamtgesellschaftliche Aufgabe begreifen. Dafür bringen wir Krankenkassen – auch in neuen Rollenbildern – das nötige Knowhow mit und können wesentliche Beiträge leisten.

Wenn wir die knapper werdenden Ressourcen und wissenschaftlichen Fortschritt in der Medizin allen, die es
brauchen, zur Verfügung stellen wollen, dann werden wir konsequenter auf Vermeidung von Krankheiten setzen müssen.

Doch dafür brauchen wir die entsprechenden Rahmenbedingungen. Wollen wir Gesundheitsvorsorge neu denken, Prävention priorisieren und uns auf ein ressourcenschonendes Modell umstellen, ist ein begrenzender Präventionsleitfaden sicher kein zukunftsfähiges Instrument. Wir können nicht Gesundheit systemisch denken und Maßnahmen dann in der Begrenzung einzelner Handlungsfelder abarbeiten. Was zum Beispiel für eine Pflegefachkraft der Arbeitsplatz ist, ist für die Bewohner der Pflegeeinrichtungen deren Wohnstätte. Beide Gruppen haben individuelle Bedürfnisse, die sich in einem konsequent ganzheitlich gedachten Präventionsansatz miteinander verbinden. Menschen denken nicht in Kursen und Menschen trennen zunehmend nicht in Lebenswelten – wir sollten das auch nicht tun! Wir lassen in einer solchen Begrenzung auch Chancen ungenutzt.

Genau diese bisherige Handlungslogik macht es uns in der GKV oft so schwer, unser Potenzial vollständig auszuschöpfen. Wir Krankenkassen brauchen eine neue Rolle und ein neues gemeinsames Verständnis von unserem Beitrag für das Gesundheitssystem. Wir brauchen Gestaltungsräume und eine Ermutigungs- und Befähigungskultur. In Richtung unserer Kundinnen und Kunden – hier könnten wir einen wesentlichen Beitrag leisten – aber auch gegenüber der GKV, wo Politik und Aufsicht sie schaffen müsste.

4. REGELN UND HANDLUNGSRAHMEN DER GKV ERWEITERN

Im „bigger Picture“ geht es uns um einen Weg raus aus der Verbotskultur hin zu einer Ermutigungskultur für die Krankenkassen. Ein immenser Beitrag wäre es, wenn der Gesetzgeber den § 30 SGB IV endlich schleifen würde, in dem heute steht, dass Krankenkassen alles verboten ist, was nach dem Gesetz nicht ausdrücklich erlaubt ist. Das ist nicht zeitgemäß, das ist das Gegenteil von Flexibilität. So kann man nicht angemessen und wirksam auf die Herausforderungen unserer Zeit reagieren.

Aus diesem grundsätzlichen Ermutigungswunsch heraus sehen wir die oft geäußerte Forderung, „Nachhaltigkeit“ doch in das Sozialgesetzbuch zu schreiben, ambivalent. Denn eigentlich wünschen wir uns ja weniger statt mehr eingrenzende Auflagen im SGB.
In diesem Fall würden wir einen offiziellen Auftrag zum umweltverträglichen Wirtschaften im Sozialgesetzbuch dennoch begrüßen. Einfach, weil es uns so manche kraftraubende Debatte ersparen und dem Thema im System insgesamt eine höhere Priorität einräumen würde. An vielen Stellen würde das Türen, vor allem aber auch Gedanken schneller öffnen und die Zusammenarbeit – u.a. mit der Aufsicht – erleichtern. Wir könnten agiler und kraftvoller das dringend nötige Handeln beginnen.

Als Krankenkasse ist uns doch mittlerweile klar, dass der Gesundheitsbegriff sehr viel mehr umfasst als das SGB V vorschreibt. Etwa, dass eine bestimmende Voraussetzung für gesunde Menschen auch ein gesundes Umfeld und eine gesunde Umwelt sind. Wir wünschen uns, dass sich unser Gesundheitswesen weiter in Richtung dieser existenziellen Überzeugung öffnet und seine Entscheider in die Lage versetzt, nachhaltiger Ressourcen zu schonen und Verantwortung für unseren Planeten zu übernehmen. Ja, auch mittels Gesetzbüchern und Aufsichtsrichtlinien. Der Zusammenhang zwischen Klima und Gesundheit ist nicht zu leugnen, weshalb ein zum Klimaschutz beitragendes Gesundheitswesen auch einen direkten Patientennutzen hat.


Auf dem Weg dorthin brauchen wir nicht nur weniger Bürokratie, sondern auch weniger Überregulierung, die zu häufig in Verbote mündet. Wenn wir den Gesundheitsstandort Deutschland fördern wollen, etwa, indem Patientinnen und Patienten schnellen Zugang zu lebensverbessernden eHealth-Innovationen bekommen, muss genau das der Fokus sein, unterstützt – und nicht verhindert – durch regulatorische Vorgaben, die das gleiche Ziel verfolgen.


Wir denken, dass die Politik viel dazu beitragen kann und muss, dass Entscheider im Gesundheitswesen wieder ein Umfeld vorfinden, in dem sie die richtigen Prioritäten zu setzen imstande sind: Für die Patienten, für die Beschäftigten und für die Welt, in der wir leben.

5. DAS ROLLENVERSTÄNDNIS DER GKV ANPASSEN

Zu dem Weg, dieses positiv-gestaltende Umfeld zu schaffen, gehört essenziell, dass wir Krankenkassen von der Politik, den Entscheiderinnen und Entscheidern sowie von den Aufsichtsbehörden als Expertinnen auf Augenhöhe anerkannt
werden. Wir in der BKK VBU etwa setzen uns seit über sechs Jahren aktiv mit Nachhaltigkeit in der GKV und dem Gesundheitswesen auseinander. Wir sind stolzes Gründungsmitglied und aktiver Treiber der „Green Health“-Initiative des BKK Dachverbands. Wir wissen, wo Chancen und Herausforderungen liegen und wir haben die Expertise, an und mit ihnen zu arbeiten. Mit Blick auf die GKV sei deutlich gesagt: Wir sind nicht das zu regulierende Problem. Wir sind maßgeblicher Teil der Lösung.

DIE ZUKUNFT IST DIGITAL, PATIENTENZENTRIERT UND NACHHALTIG GESUND

Eine Kultur, in der alles verboten ist, was nicht explizit erlaubt wurde, beschränkt uns alle. Wir müssen im Stande sein, den Entwicklungen unserer Zeit adäquat begegnen zu können. Gesundheit ist nicht von Umwelt und Umfeld zu trennen. In Zukunft werden die Grenzen zwischen den Gesundheits- und Lebensstilbereichen deswegen immer weiter verschwimmen und die ganzheitliche Betrachtung von Gesundheit und Leben wird in den Vordergrund rücken. Aus unserer Sicht ist diese Entwicklung zu begrüßen, denn sie vervielfacht die Möglichkeiten, mit denen Menschen etwas für ihre Gesundheit tun können. Die ganzheitliche Betrachtung von Gesundheit und Leben öffnet für uns Akteure auch Angebotsräume, die wir besser früher als später zu gestalten verstehen müssen.

Politik kann viel dazu beitragen, dass Entscheider im Gesundheitswesen ein Umfeld vorfinden, in dem sie die richtigen Prioritäten zu setzen imstande sind: Für Patienten, für die Beschäftigten und für die Welt, in der wir leben.

Wir sind überzeugt: Die Gesundheit der Zukunft ist digital und sie ist eigenverantwortlich. Dabei kommt uns entgegen, dass Menschen, und hier gerade auch die jüngere Generation, bereit sind, Verantwortung für die eigene Gesundheit zu
übernehmen (vgl. PwC Healthcare Barometer 2022). Digitale Technologien werden Früherkennung, Therapien und Behandlungsverfahren maßgeblich verändern und große Potenziale für effizientere Kommunikationsstrukturen, Ressourcenschonung, Kompetenzgewinne und natürlich auch für den Klimaschutz heben. Allerdings nur, wenn Sie auch zur Anwendung kommen.


Was dabei nämlich nicht auf der Strecke bleiben darf ist die Aufgabe, die digitale Gesundheitskompetenz jedes Einzelnen zu stärken. Gerade die junge Generation hat hier einen sehr klaren Blick entwickelt und übernimmt Verantwortung für die eigene Gesunderhaltung. Das gilt es zu fördern, indem wir die richtige Ansprache mit den richtigen Angeboten in die richtigen Kanäle bringen. Bringen dürfen – denn auch hier sollten wir uns von Begrenzungen, wie dem doch etwas lebensfernen Präventionsleitfaden, lösen und innovativer Gestaltung Raum geben.
Gleichzeitig sollte sich der Gedanke durchsetzen, dass der Weg zu einem nachhaltigen, zukunftsfähigen Gesundheitssystem nur im System selbst und auch nur gemeinsam gegangen werden kann. Das, und nur das, kann das gedankliche Fundament für ein geeintes Ziel aller Akteure im Gesundheitswesen sein: das Leben von Menschen zu verbessern.

  

Nachhaltigkeit und Medikation: Zukünftig sollte die benötigte Wirkstoffmenge und nicht die (Ver-)Packungsgröße das Maß der Dinge sein.

Wir sind losgelaufen auf diesem Weg, um unsere Hausaufgaben zu machen. Die Menschen, deren Leben wir verbessern möchten, sind Teil ihrer Umwelt. Schnell haben wir begriffen, welchen bestimmenden Anteil ebendiese Umwelt bei der Frage nach Gesundheit oder Krankheit einnimmt – und haben diesen Zusammenhang zum wesentlichen Teil unserer unternehmerischen Ausrichtung gemacht. Wir haben Sorge getragen, mit unserer Geschäftstätigkeit keinen Schaden anzurichten. Etwa indem wir anstreben, mindestens klimaneutral zu wirtschaften. Bei so vielen Entscheidungen wie möglich setzen wir uns eine „CSR-Brille“ auf und verstehen die (möglichen) Auswirkungen unseres Handelns nicht als zu vernachlässigende Spätfolge, sondern als ein wesentliches Kriterium schon in der Entscheidungsfindung. Damit haben wir einen Teil der strukturellen Voraussetzungen verankert, um uns konsequent ressourcenschonend auszurichten.
Auch wenn wir all das als Teil unseres Markenkerns verstehen und gerne im Wettbewerb stehen, behalten wir Know-how und Bewusstsein nicht für uns. Wir teilen unsere Überzeugungen und Erfahrungen offen und versuchen so, die Zusammenarbeit an diesem existenziellen Thema immer mehr zu verbreitern. Auch hier denken wir die Lösung im System. Und wir denken sie auch hier gemeinsam. Durchaus sind wir stolz auf das Erreichte und den schon gegangenen Weg. Aber der Teil, der noch vor uns liegt, ist mit Sicherheit erheblich länger. Nachhaltigkeit ist nicht irgendwann fertig und unternehmerische Verantwortung ist kein „Projekt“.
So offensichtlich wie wahr: Wir blicken großen Herausforderungen ins Auge. Unsere Welt hat sich in einer Geschwindigkeit und auf eine Weise verändert, die wir so sicher nicht haben kommen sehen. Dabei zeigt sich deutlich, dass gesellschaftliche Krisen, Pandemien, der schreckliche Krieg in der Ukraine, die stetig knapper werdenden Ressourcen und natürlich der Klimawandel sehr unmittelbar auch bei uns in der GKV ankommen.
Aus diesen Entwicklungen unserer Zeit – und vergessen wir bitte nicht positiven, die es natürlich auch gibt – erwachsen neue Aufträge an uns. Denken wir Grundlegendes neu, um sie zu erfüllen.