Positionspapier

Nachhaltigkeit in der Pflege – Haben wir nichts Besseres zu tun?

Nachhaltigkeit muss zu einem integralen Teil des Gesundheitswesens und der pflegerischen Versorgung werden. Dafür bedarf es aus Sicht der Betreibskrankenkassen vor allem frühzeitiger Prävention und Gesundheitsförderung sowie der gezielten Nutzung der Digitalisierung im Pflegebereich. Welcher Maßnahmen es außerdem bedarf, lesen Sie in unserem Positionspapier.

Pflegende mit Gepflegter

Deutschland hat sich ehrgeizige Klimaziele gesetzt, die im Klimaschutzgesetz fest verankert sind und die Verpflichtung Deutschlands zur Reduzierung der Erderwärmung im Rahmen des Pariser Abkommens von 2015 verdeutlichen. Um das angestrebte Ziel der Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen, ist eine aktive Mitwirkung aller gesellschaftlichen Bereiche unerlässlich. Dies schließt auch die soziale Pflegeversicherung (SPV) und die von ihr maßgeblich beeinflussten Versorgungsbereiche wie die Pflegeheime, die Pflegedienste und häusliche Pflege ein. 

Das Gesundheitswesen verursacht sechs Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen in Deutschland

Obwohl genaue Zahlen zu den Treibhaugasemissionen zum Beispiel der stationären Pflegeeinrichtungen nicht immer separat erfasst werden, ist bekannt, dass das Gesundheitswesen insgesamt etwa 6 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen in Deutschland verursacht. Hinzu kommt der hohe Verbrauch an Einwegprodukten, Energie und Wasser. Zudem ist der Ressourcenverbrauch im Gesundheitswesen seit den 1990er Jahren um 80 Prozent gestiegen – eine besorgniserregende Entwicklung mit steigender Tendenz, die ökologische und starke ökonomische Auswirkungen hat. 

Der effektiveund effiziente Einsatz personeller und finanzieller Ressourcen ist in der Pflege unabdingbar

Zudem ist der Fachkräfte - bzw. Personalmangel – insbesondere in der Alten- und Langzeitpflege – allgegenwärtig, während die strukturelle Finanzierungslücke in der SPV stetig wächst und damit eine Negativspirale hinsichtlich der Versorgungssicherheit in Gang gesetzt wurde. Der effektive und effiziente Einsatz der begrenzten personellen und finanziellen Ressourcen ist Teil einer sozialen Nachhaltigkeit, um die pflegerische Versorgung und die Leistungsfähigkeit der Pflegeinfrastruktur trotz schwieriger Rahmenbedingungen zu erhalten. Nachhaltiges Handeln in der Pflege bedeutet daher, Versorgungsprozesse so zu gestalten, dass sie zugleich sozial gerecht, ökologisch verantwortungsvoll und wirtschaftlich tragfähig sind, und zwar in einer Weise, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die entsprechenden Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden.

Pflegebedürftige sind von klimabedingten Gesundheitsrisiken besonders betroffen

Das Gesundheitswesen ist sowohl Verursacher von Emissionen als auch Leidtragender der Klimakrise. Pflegebedürftige und von Pflegebedürftigkeit bedrohte Menschen sind in diesem Zusammenhang gesundheitlich besonders gefährdet. Aufgrund der hohen Vulnerabilität gegenüber klimabedingten Gesundheitsrisiken wie Hitzewellen, Infektionen und Extremwetterereignissen ist es notwendig, die entsprechenden Versorgungsstrukturen für diese Gruppe klimaresilienter und damit insgesamt nachhaltiger zu gestalten.

Folgende Maßnahmen tragen aus Sicht des BKK Dachverbandes dazu bei, dass es vor dem skizzierten Hintergrund gelingen kann, Nachhaltigkeit zu einem integralen Bestandteil des deutschen Gesundheitssystems insgesamt und damit auch konkret der pflegerischen Versorgung zu machen: 

  • Ein zentraler Ansatz ist ein SGB-übergreifender gesetzlicher Handlungsrahmen.
  • Es bedarf eines Paradigmenwechsels: Frühzeitige und gezielte Interventionen zur Prävention, Resilienz und Gesundheitsförderung machen die Versorgung insgesamt nachhaltiger. Weniger Patienten und ein gebremster Anstieg der Pflegebedürftigen, weniger Arztkontakte und stationäre Aufenthalte führen zu weniger Emissionen und Ressourcenverbrauch.
  • Die Digitalisierung bietet die Chance, die Nachhaltigkeit durch effizientere Prozesse und einen verantwortungsvolleren Umgang mit Ressourcen zu stärken.
  • Investitionen in eine nachhaltige Pflegeinfrastruktur sind keine reinen Kostentreiber, sondern tragen gleichzeitig zur Ressourcenschonung bei.
  • Eine klimaverträgliche Versorgung älterer und pflegebedürftiger Menschen muss ganzheitlich gedacht werden und daher auch andere Politikfelder berücksichtigen.
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