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BKK Gesundheitsreport 2018: "Arbeit und Gesundheit Generation 50+"

Nie war der Anteil der Beschäftigten jenseits von 50 Jahren größer als heute. Der diesjährige BKK Gesundheitsreport beleuchtet den Gesundheitszustand dieser Altersgruppe und geht der Frage nach, wie Arbeit in den Unternehmen altersgerecht gestaltet werden kann. Mit steigendem Alter können bei den Beschäftigten vermehrt gesundheitliche Beeinträchtigungen auftreten, was die Arbeitsfähigkeit beeinflussen kann. Daher richtet der Gesundheitsreport seine Aufmerksamkeit in weiteren Analysen darauf, wegen welchen Erkrankungen Arbeitnehmer der Generation 50+ in ambulanter und stationärer Behandlung waren und wo es Besonderheiten bei Fehlzeiten gibt.

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ANMODERATION

SPRECHER
In einer alternden Gesellschaft werden ältere Arbeitnehmer zunehmend zu einer wichtigen Ressource für Personalchefs. Mehr als ein Drittel der in Deutschland Beschäftigten gehört inzwischen zur Generation 50 Plus. Was können Unternehmen tun, um die Leistung, Arbeitsfähigkeit und Gesundheit gerade auch der älteren Mitarbeiter zu fördern? Und wie gelingt es, den Bedürfnissen von jüngeren und älteren Beschäftigten in einem Unternehmen gleichermaßen gerecht zu werden? Antworten darauf gibt der diesjährige Gesundheitsreport der Betriebskrankenkassen. Ein wichtiger Gradmesser sind die Fehltage in Unternehmen. Dr. Matthias Richter, Referent für die Gesundheitsberichterstattung beim Berliner BKK Dachverband:

Richter
Das Alter spielt eine Rolle bei den Fehlzeiten. Mit steigendem Alter treten einfach öfter Verschleißerscheinungen oder chronische Erkrankungen auf. Ganz allgemein lässt sich aber sagen, dass Ältere nicht häufiger krankgeschrieben werden. Wenn sie denn aber krankgeschrieben werden, fallen sie oftmals länger aus.

SPRECHER
Höheres Alter, nicht mehr, aber längere Fehlzeiten. Dirk Rennert, Leiter der Gesundheitsberichterstattung beim BKK Dachverband bestätigt das Bild – und ergänzt: Höheres Alter, nicht mehr, aber längere Fehlzeiten. Dirk Rennert, Leiter der Gesundheitsberichterstattung beim BKK Dachverband bestätigt das Bild – und ergänzt:

Rennert
Fakt ist aber auch, dass die Fehltage der älteren Beschäftigten sehr stark von der Branche und dem Beruf, in dem sie beschäftigt sind und den damit verbundenen Arbeitsbedingungen abhängig sind. Anders kann man es sich nicht erklären, dass gerade hier die Fehlzeiten bis zum Fünffachen voneinander abweichen.

SPRECHER
Manche Berufe belasten die Gesundheit in besonderem Maße. Eben das spiegle sich in den Fehlzeiten gerade älterer Mitarbeiter – unterstreicht auch Dr. Matthias Richter:

Richter
Bei den älteren Beschäftigten zeigen sich die mit dem Beruf verbundenen Belastungen in den Fehlzeiten besonders deutlich. So sind in körperlich belastenden Berufen wie zum Beispiel im Baubereich oder in der Produktion besonders häufig Muskel-Skelett-Erkrankungen zu finden. Bei den älteren Beschäftigten in sozialen, erzieherischen oder pflegerischen Berufen, die eine hohe psychische Arbeitsbelastung aufweisen, treten besonders viele Fehltage aufgrund von psychischen Störungen auf.

SPRECHER
Zeichnet insofern die Branche, der jeweilige Beruf, mitverantwortlich für die Länge der Fehltage älterer Mitarbeiter, drängt sich die Frage auf: Welche Maßnahmen lassen sich treffen, dem entgegenzusteuern? Franz Knieps, Vorstand des Dachverbands der Betriebskrankenkassen:

Knieps
Hier sollte man all das tun, was generell für alle Beschäftigten gilt, nämlich ein systematisches betriebliches Gesundheitsmanagement einrichten. Das ist mehr als der berühmte Obstkorb im Foyer oder die Förderung von Sportveranstaltungen. Das ist vor allen Dingen eine gesundheitsförderliche Führung. Die Vorgesetzten, die Menschen mit Führungsfunktion, müssen sich auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen und müssen die Förderung der Gesundheit zum Teil ihres Führungshandelns machen.

SPRECHER
Ohne Zweifel tragen Programme zur Fitness und ergonomischen Gestaltung des Arbeitsplatzes zur Gesundheit bei … als ein Anfang, betont auch Jürgen Wegge, Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Technischen Universität Dresden:

Wegge
Nach wie vor sehr wichtig geht es um alternsgerechte Führung: Wenn die Vorgesetzten mit wenig Vorurteilen den Älteren begegnen, wenn sie Ältere wertschätzen und die Zusammenarbeit von Jung und Alt auch aktiv fördern, ist das hervorragend geeignet die Probleme des demografischen Wandels und der Alterung der Mitarbeiter in Betrieben entgegenzuwirken.

SPRECHER
Dabei gelte es die Vor- und Nachteile des Älterwerdens zum Nutzen des Unternehmens abzuwägen, gleichsam zur besseren Zusammenarbeit von Jung und Alt, so der Arbeits- und Organisationspsychologe:

Wegge
Es gibt in der Tat Vor- und Nachteile des Älterwerdens. Es ist nicht so, dass alles schlechter wird. Nein, die Forschung hat gezeigt, dass die Emotionsregulation, das Erkennen von Emotionen anderer Menschen, aber auch das Regulieren der eigenen Emotionen mit dem Alter besser wird. Die Jüngeren wollen sich weiter entwickeln, sie sind noch etwas mehr lernmotiviert als die Älteren. Im Sinne der Lebenserfahrung kann man schon sagen – ein Satz von Frau von der Leyen, der mich mal sehr beeindruckt hat –: Die Jüngeren laufen schneller, aber die Älteren kennen die Abkürzung! Und so ist es häufig!

SPRECHER
Die gute Nachricht ist: Die Betriebe bewegen sich, erkennen sozusagen den geldwerten Vorteil im Zusammenspiel von Jung und Alt, berichtet Holger Pfaff, Professor für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft an der Universität Köln:

Pfaff
Deswegen werden Mentoring-Programme gefahren, wo praktisch Junge von den Alten lernen. Und inzwischen geht man auch von einem Reverse-Mentoring aus, wo man sagt: Die Jungen können auch den Alten helfen zum Beispiel bei der Aneignung digitaler Fähigkeiten. Die Betriebe tun gut daran hier eine Mischung zu fahren, Jung und Alt zusammenzubringen, um Lebenserfahrung, Arbeitserfahrung zusammenzubringen mit dem neuen Wissen.

SPRECHER
Selbst steigt mit dem Alter die Anfälligkeit für längere Fehlzeiten, sind ältere Menschen mitnichten weniger leistungsfähig. Desto mehr sei den demografischen Wandel, das Altern und Älterwerden der Gesellschaft, als eine Chance wahrzunehmen – lautet denn auch das Fazit des BKK Vorstands Franz Knieps:

Knieps
Es ist sehr wichtig, das Alter nicht als Defizit anzusehen. Ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können schon auf Wechselfälle des Lebens zurückblicken, müssen nicht jeweils das Rad neu erfinden. Häufig haben sie auch eine ausgeprägte Sozialkompetenz, das heißt, sie kommen gut aus mit ihren Kolleginnen und Kollegen und sie wissen auch ihre Vorgesetzten zu nehmen. Vielleicht sind sie nicht immer so schnell wie die 20 bis 30-jährigen, aber sie geben sehr oft die richtige Antwort auf komplizierte Fragen!

Nie war der Anteil der Beschäftigten jenseits von 50 Jahren größer als heute. Der diesjährige BKK Gesundheitsreport beleuchtet den Gesundheitszustand dieser Altersgruppe und geht der Frage nach, wie Arbeit in den Unternehmen altersgerecht gestaltet werden kann. Mit steigendem Alter können bei den Beschäftigten vermehrt gesundheitliche Beeinträchtigungen auftreten, was die Arbeitsfähigkeit beeinflussen kann. Daher richtet der Gesundheitsreport seine Aufmerksamkeit in weiteren Analysen darauf, wegen welchen Erkrankungen Arbeitnehmer der Generation 50+ in ambulanter und stationärer Behandlung waren und wo es Besonderheiten bei Fehlzeiten gibt.

Von diesen Ananlysen und mehr hören Sie in unserem Podcast, den Sie hier anhören und downloaden können. Der Beitrag enthält Originalzitate von

  • Franz Knieps, Vorstand BKK Dachverband e.V., Berlin
  • Dirk Rennert, Leiter Gesundheitsberichterstattung BKK Dachverband e.V., Berlin
  • Dr. Matthias Richter, Referent Gesundheitsberichterstattung BKK Dachverband e.V., Berlin
  • Prof. Dr. Jürgen Wegge, Institut für Arbeits- und Organisationspsychologie, Technische Universität Dresden
  • Prof. Dr. Holger Pfaff, Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Universität Köln