BKK Dachverband fürs Ohr

Interview mit Dirk Rennert zum BKK Gesundheitsreport 2021

Ein Interview mit Dirk Rennert, Projektleiter Gesundheitsberichterstattung BKK Dachverband e.V.

Cover BKK Gesundheitsreport 2021

Ich begrüße Dirk Rennert. Er ist Projektleiter Gesundheitsberichterstattung beim Dachverband der Betriebskrankenkassen in Berlin.

FRAGE 1 Weit mehr als ein Jahrzehnt schon beobachtet die BKK die alljährliche Entwicklung von krankheitsbedingter Arbeitsunfähigkeit, kurz AU, ihrer Versicherten. Welche Krankheitsarten schlagen derzeit am häufigsten zu Buche?

OT1 Mehr als die Hälfte der Fehltage verursachen nach wie vor Muskel-Skelett-Erkrankungen, psychische Störungen und Atemwegserkrankungen. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie gehen die Fehlzeiten im Jahr 2020 aber vor allem bei den Infektionskrankheiten zurück. Ein besonders starker Rückgang tritt bei den meist leichten und kurz andauernden Atemwegsinfekten auf. Gründe für diesen Rückgang sind unter anderem Hygiene- und Abstandsregeln, die vermehrte Nutzung von Homeoffice und die Möglichkeit zur Fernbehandlung per Video oder Telefon.

FRAGE 2 Die Corona-Pandemie, deren Auswirkung in den Betrieben, bildet auch einen Schwerpunkt des diesjährigen BKK-Gesundheitsreports. Welche Personengruppen sind von dem Virus am häufigsten betroffen?

OT2 Vor allem die jüngeren Beschäftigten sind häufiger von einer Arbeitsunfähigkeit aufgrund von COVID-19 betroffen. Aber je älter die Beschäftigten sind, desto länger sind sie im Durchschnitt wegen Covid-19 krankgeschrieben. Zudem zeigt sich, dass beschäftigte Frauen häufiger von Fehlzeiten wegen Covid-19 als ihre männlichen Kollegen betroffen sind. Das liegt vor allem daran, dass Frauen besonders häufig in Berufen und Branchen mit erhöhtem Infektionsrisiko arbeiten.

FRAGE 3 Sie sprechen von Berufen mit erhöhtem Infektionsrisiko, welche sind das?

OT 3 Beschäftigte in Gesundheits- und Pflegeberufen sowie in sozialen und Erziehungsberufen – das sind überwiegend Frauen – haben die meisten Fehlzeiten aufgrund einer COVID-19-Diagnose, weil hier das Infektionsrisiko am größten ist. Aber auch in anderen Berufen, die meist nur vor Ort oder in geschlossenen Räumen ausgeübt werden können, wie zum Beispiel im produzierenden und verarbeitenden Gewerbe, treten überdurchschnittlich hohe Fehlzeiten im Zusammenhang mit Covid-19 auf.

FRAGE 4 Umgekehrt gefragt, welche Berufe oder Branchen verzeichnen eher niedrige Fehlzeiten?

OT4 Berufe, bei denen Homeoffice möglich ist, zum Beispiel Büro- oder IT-Berufe, haben eher geringe Fehlzeiten aufgrund von COVID-19. Berufe, die durch die Pandemiemaßnahmen besonders stark eingeschränkt waren, wie zum Beispiel im Tourismus- oder Hotelbereich, weisen ebenfalls niedrige Fallzahlen auf. Etwas überraschend treten auch bei Beschäftigten mit Lehrtätigkeit sowie Verkäuferinnen und Verkäufern niedrige Fehlzeiten im Zusammenhang mit COVID-19 auf. Grund hierfür sind vor allem die besonderen Hygieneregeln in diesen Bereichen.

FRAGE 5 Beschäftigte sind nicht gleich Beschäftigte. Wenn wir in die Betriebe selber schauen, deren Hierarchien oder die Ausbildung von Mitarbeitern – lassen sich da Unterschiede hinsichtlich der Fehlzeiten ausmachen?

OT5 Ganz allgemein lässt sich sagen: Je höher die berufliche Position ist, also beispielsweise ein höheres Einkommen, eine bessere berufliche Position oder auch die Möglichkeit zum Homeoffice, desto niedriger sind die Fehlzeiten sowohl allgemein als auch im Zusammenhang mit COVID-19. Dagegen haben Berufstätige mit niedrigem Schul- und Berufsabschluss, die meist einfache Tätigkeiten ausüben, mehr Fehlzeiten im Zusammenhang mit COVID-19.