Qualitätstransparenz

Was Sie in Zukunft über die Qualität Ihrer Krankenkasse erfahren werden

Das Bundesgesundheitsministerium plant eine gesetzliche Regelung, nach der alle Krankenkassen künftig bestimmte Informationen publizieren müssen, damit ihre Leistungs- und Servicequalität transparenter wird. Die Einführung der sogenannten Qualitätstransparenz wurde auch im Koalitionsvertrag festgelegt. Hintergrund ist eine seit langem geäußerte Kritik von Fachleuten, dass Wettbewerb unter den Krankenkassen fast ausschließlich über die Höhe des Zusatzbeitrages stattfindet - aber kaum über die Qualität der Versorgung.

Qualität unter der Lupe

In einem ersten Entwurf, der allerdings noch nicht zwischen den Ressorts abgestimmt ist, wurden diese Vergleichskriterien bekannt:

Auf einer eigens dafür geplanten Internetplattform sollen die Kassen folgendes angeben:

  • Anträge der Versicherten: In manchen Fällen genügt eine Verordnung nicht, sondern Versicherte müssen die Kostenübernahme für Leistungen beantragen, etwa bei Zahnersatz, Hilfsmitteln oder Rehabilitationsmaßnahmen. Künftig sollen die Anzahl von Genehmigungen, Ablehnungen, Widersprüchen und Klagen bezüglich solcher Anträge sowie die entsprechenden Quoten veröffentlicht werden.
  • Bearbeitungsdauer: Die Kassen sollen offenlegen, wie oft die Bearbeitung der Anträge den vom Patientenrechtegesetz vorgegebenen Zeitrahmen von in der Regel drei Wochen überschreitet.
  • Beratung: Die Kassen sollen über die Qualität von Beratungs- und Unterstützungsangeboten sowie zum Beschwerdemanagement im Antragsprozess informieren. Besonderen Stellenwert soll dabei die Unterstützung beim Verdacht auf einen Behandlungsfehler haben.
  • Patientensicherheit: Die Krankenkassen sollen darüber informieren, wie sie die Patientensicherheit fördern.
  • Digitalisierung: Jede Krankenkasse muss den Grad der Digitalisierung ihrer Services dokumentieren.

Betriebskrankenkassen bieten bereits heute Transparenz in Sachen Qualität

Der BKK Dachverband setzt sich seit langer Zeit dafür ein, dass es unter Krankenkassen einen Wettbewerb nicht nur um den Beitragssatz, sondern auch um Qualität gibt. Es war eine Betriebskrankenkasse, die bereits im Jahr 2016 als erste Kasse überhaupt Kennzahlen zu Anträgen der Versicherten in einem Transparenzbericht freiwillig online stellte. Ein Jahr später erregte eine vom Patientenbeauftragten der Bundesregierung in Auftrag gegebene Studie Aufsehen, die solche Daten für die unterschiedlichen Kassenarten ermittelte. Sie untersuchte das Antragsgeschehen erstmalig auf breiter Front und kam zu dem Ergebnis, dass die Betriebskrankenkassen erkennbar mehr Anträge sofort bewilligten als AOKn und Ersatzkassen. Auch sofern Versicherte nach der Ablehnung von Anträgen Widerspruch einlegten, waren sie damit bei den Betriebskrankenkassen prozentual erfolgreicher.

Fehlanreiz für Krankenkassen – Versicherte wollen eine gute Versorgung statt günstiger Preise

Transparenz bei der Bewilligung von Anträgen ist zwar dringend notwendig, aber es ist nur ein Schritt auf dem Weg zum Wettbewerb um die beste Versorgung der Versicherten. So beklagt die Monopolkommission, ein Gremium von Ökonomen, das die Bundesregierung berät: „Kassen, die in die Gesundheit ihrer Versicherten investieren, werden dafür derzeit nicht äquivalent vergütet.“

Grund sei der Mechanismus des morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleichs. Dieser untergrabe „die Anreize der Kassen, die Versicherten langfristig optimal zu versorgen und somit Verschlechterungen des Gesundheitszustandes und Folgeerkrankungen vorzubeugen.“ Am Beispiel von Primärprävention, die verhindern soll, dass eine Erkrankung überhaupt auftritt, erläutert die Kommission: „Investiert eine Kasse nicht in solche Leistungen und kommt es deshalb zu einer Erkrankung, bekommt sie die gestiegenen Behandlungskosten aus dem Morbi-RSA zusätzlich vergütet. Daher besteht wenig Anreiz, Geld für Präventionsmaßnahmen aufzuwenden.“

Ein solcher Fehlanreiz steht in deutlichem Widerspruch zu den Erwartungen der Versicherten. Satte 80 Prozent der Befragten hatten in einer Umfrage vor zwei Jahren der folgenden Aussage „eindeutig“ oder „eher” zugestimmt: „Der Wettbewerb der Krankenkassen muss auf gute Versorgung ausgerichtet werden statt auf einen günstigen Preis“. Nur acht Prozent wollten vor allem einen Beitragswettbewerb.

Gestärkter Wettbewerb bringt bessere medizinische Qualität

„Notwendig wäre”, schreibt die Monopolkommission, „dass Krankenkassen mehr Möglichkeiten erhalten, ihr Leistungsangebot selbst zu gestalten, zu verbessern und Versorgungsinnovationen zu erproben“. Das sieht die Politik nicht unbedingt anders: Um eine bessere medizinische Qualität zu erreichen, müsse der Wettbewerbsgedanke auch zwischen den Krankenkassen gestärkt werden, schreibt das Bundesgesundheitsministerium auf seiner Website. Die jetzt präsentierten Infos und Kennzahlen, die die Krankenkassen zu veröffentlichen haben, dürften dafür freilich nicht ausreichen.

Daten zur Versorgungsqualität werden den Versicherten zur Krankenkassenwahl auch weiterhin nicht zur Verfügung stehen. Ihnen bleiben zum Vergleich von Kassen einstweilen nur medizinisch nicht relevante Daten über die Zufriedenheit der Kundschaft mit dem Service. Die Betriebskrankenkassen müssen sich auch diesbezüglich nicht verstecken: Die BKK-Versicherten sind zufriedener als die Versicherten anderer Kassenarten, wie die folgenden Diagramme belegen:

 

Nettoverwaltungskosten je Versicherten
Globalzufiedenheit in der GKV
Zufriedenheit mit Beratung und Betreuung
Zufriedenheit mit dem kundenkontakt

Neue Rolle der Kassen: Lotse statt Kostenträger

Es sind nicht nur die Versicherten, die Versorgungswettbewerb fordern. Viele Fachleute sehen derzeit einen bevorstehenden Wandel in der Rolle von Krankenkassen: Angesichts immer spezialisierterer medizinischer Behandlungsmethoden und angesichts der gravierenden Probleme, die Patienten zwischen den Sektoren des Gesundheitswesens - etwa beim Übergang von stationärer zu ambulanter Behandlung - haben, erwarten sie, dass enorme Effizienzreserven darin stecken könnten, wenn Krankenkassen nicht mehr vornehmlich als Kostenträger fungierten, sondern als Lotse für den Patienten.

Wie weit dies auch bereits der Erwartungshaltung der Versicherten entspricht, ist eine der zentralen Fragen, denen der BKK Kundenreport 2023 nachgeht, der am 6. November 2023 erschienen ist.  Darüber hinaus beantwortet er auch, welche Rolle Datenschutz und Nachhaltigkeit für die Versicherten spielen. 

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Torsten Dittkuhn
Referent Kommunikation & Social Media

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