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BGM 4.0 - Chancen und Herausforderungen in einer digitalen Arbeitswelt

Die Digitalisierung setzt Unternehmen und ihre Mitarbeiter zunehmend unter Druck. Viele Beschäftigte haben das Gefühl, immer mehr Aufgaben gleichzeitig erledigen zu müssen und fühlen sich überfordert. Was die Betriebskrankenkassen dagegen unternehmen, hören Sie in unserem Podcast, den Sie hier anhören und downloaden können.

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ANMODERATION
Es begann mit einer Folge von Lauten, versteckt in einem kleinen Kasten, genannt Modem. Ein neues Zeitalter war eingeläutet – das der Digitalisierung! Damals noch quälend langsam, verbreitet sich die Information heute in Nanosekunden, auf Geräten gerade mal Handteller groß. Und der Mensch? Der muss Schritt halten im beschleunigten Takt von Bits und Bytes, von Programm und Maschine. Anders gesagt: Mensch und Maschine werden vernetzt, auch und vor allem in der Arbeitswelt. Bertold Meyer, Professor für Organisations- und Wirtschaftspsychologie an der Technischen Universität Chemnitz:

MEYER
Die Digitalisierung entlastet die Menschen auf der einen Seite körperlich. Auf der anderen Seite führt sie dazu, dass die Menschen sich beständig weiterentwickeln müssen und in der Regel das Gefühl bekommen, das immer mehr, immer gleichzeitiger zu erledigen ist.

SPRECHER
Immer schnellere, zunehmend komplexe Arbeitsprozesse – eine Dynamik, die Mitarbeitern zusetzt. In der digitalen Welt ist Stress sozusagen programmiert:

MEYER
Potentiell sind die Menschen durch die Mobilisierung und die Flexibilisierung, die mit der Digitalisierung einhergeht, heute gestresster als früher und erleben zum Beispiel, dass jedes Jahr die Leistungskriterien immer mehr steigen. Oder dass die Arbeit und die Freizeit immer stärker miteinander verschwimmen und es immer schwieriger wird sich von der Arbeit abzugrenzen. Und all dieses sind sicherlich Faktoren, die dazu beitragen, dass momentan die Arbeitsausfälle aufgrund von psychischen Belastungen extrem ansteigen.

SPRECHER
Dem versucht nun die BKK Pfalz in Ludwigshafen entgegen zu steuern. Das Konzept: Ein digitales Selbsthilfeprogramm bei psychischen Leiden – digitale Hilfe wider die Leiden einer digitalisierten Arbeitswelt. Vorstand Hans-Walter Schneider:

SCHNEIDER
Der Kunde bekommt von uns einen Zugangscode, mit dem er sich ohne großen Aufwand für das Online-Selbsthilfeprogramm anmelden kann. Wir starten mit einem Eingangsgespräch, um das richtige Programm auszuwählen. Die Erkrankungsbilder sind Burnout, Ängste und Depressionen. Und je nach Erkrankungsbild ist dann die Therapiedauer zwischen vier und zwölf Wochen. Der Kunde kann das Online-Selbsthilfeprogramm dann ohne Wartezeit starten und es online überall und natürlich auch jederzeit nutzen …

SPRECHER
…statt des oft monatelangen Wartens auf den Termin beim Arzt oder Therapeuten, dazu garantierte Anonymität. Ein Ansatz, den auch die Plattform Achte auf dich! der Münchner Siemens-BKK verfolgt. Dr. Stefan Weber, Bereichsleiter Vertragspolitik und Versorgungsmanagement der SBK:

WEBER
Zum einen kann der Teilnehmer Lektionen machen, in denen er was über Stress, Entspannung, Work-Life-Balance erfährt. Die zweite Säule ist eher interaktiv gestaltet: Ich kann zum Beispiel jeden Morgen einen Test machen, um zu gucken wie bin ich heute drauf. Wenn man nicht so gut drauf ist, dann erhält man Impulse, zum Beispiel, überlege doch mal, wo hast du dich in der Vergangenheit drüber gefreut, was hat dir Entspannung verschafft? Aber auch wenn man gut drauf ist, kriegt man Verstärker, so dass die Teilnehmer über zehn Wochen zum einen sehr viel lernen über das Thema Stress und Entspannung und zum anderen persönliche Impulse für ihren Alltag erhalten.

SPRECHER
Impulse erhalten zur psychischen Stabilität, das ist die eine Seite. Umgekehrt sind im Zeitalter digitaler Vernetzung auch Unternehmen angewiesen auf Impulse der Mitarbeiter, deren Kreativität, technische Kompetenz und soziale Intelligenz. Das zusammenzuführen, setzt Andrea Galle, Vorständin der Berliner BKK VBU, auf das Projekt „Entwicklungswerkstatt“:

GALLE
Wir haben 40 Standorte in Deutschland. Und es geht nicht darum, diese 40 Standorte mit Schließungsüberlegungen zu versehen, sondern in der Entwicklungswerkstatt werden die Kollegen konfrontiert mit der Fragestellung: Wie kann eine Geschäftsstelle aussehen mit den Möglichkeiten von Digitalisierung heute? Die Lösungen, die die Kollegen dort entwickeln werden akzeptierter sein, weil diese Lösungen eben nicht von einem imaginären „da Oben“ entstehen, sondern von Mitarbeitern entwickelt wurden. Die Entwicklungswerkstatt ist insofern für uns ein Instrument, Entwicklung zu ermöglichen und Akzeptanz zu erzeugen, aber gleichzeitig auch Schwellenängste zu nehmen, weil die Kollegen sich an ein Thema heranarbeiten können.

SPRECHER
Einzelne Kurse zur Rückenschulung, Yoga, zum Stressabbau, werden allein nicht reichen. Der Fokus der Betriebskrankenkassen liegt heute auf einem sehr viel umfassenderen, sogenannten betrieblichen Gesundheitsmanagement – unterstreicht Hanka Knoche, Vorständin der BAHN-BKK in Frankfurt am Main:

KNOCHE
Betriebskrankenkassen haben eine lange Historie im Betrieb. Sie sind viele Schritte mitgegangen mit dem Unternehmen und wenn sich Arbeitsbedingungen verändert haben, haben wir gemeinsam mit den Unternehmen auch gesundheitliche Lösungen geschaffen. Und jetzt sind wir an dem Punkt, wo wir sagen: Es gelten nicht mehr Einzelmaßnahmen. Wir sind im Zeitalter der Automatisierung, Digitalisierung, und das erfordert ganzheitliche Lösungen, damit wir an dem sich verknappenden Arbeitsmarkt gute Lösungen für unsere Unternehmen und damit einen Mehrwert haben.

SPRECHER
Ein Mehrwert, der sowohl im Verhalten des Mitarbeiters als auch den Rahmenverhältnissen des Unternehmens gründet. Das zu motivieren hat nun die BAHN-BKK in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn AG und der Technischen Universität Chemnitz ein Siegel ausgelobt – das Deutsche Siegel Unternehmensgesundheit:

KNOCHE
Für uns ist Gesundheit ernst, kein Marketing- und kein PR-Thema. Das Siegel ist ein neutrales, unabhängiges Bewertungssystem zur Beurteilung der Qualität und der Wirksamkeit von Gesundheit im Betrieb und – man kann es nicht kaufen!

SPRECHER
Gesundheit ist keine Ware – betont auch Franz Knieps. Er ist Vorstand des BKK Dachverbands, mitverantwortlich für die Vergabe des Deutschen Siegels Unternehmensgesundheit. Sein Konzept zur besseren Gesundheit in Betrieben: Kommunikation, das persönliche Gespräch, Menschen zusammenführen:

KNIEPS
Der erste Schritt ist wirklich mit den Menschen zu reden und die Verhältnisse zu analysieren. Und wenn man dann Fehlentwicklungen sieht, dann muss man sie abstellen, wiederum mit Menschen, die auf diese Arbeitsbedingungen beispielsweise Einfluss haben, also mit den Personalverantwortlichen, mit den Führungskräften in den Betrieben, mit den Betriebsräten reden.

SPRECHER
Entsprechend am Menschen orientiert fällt auch der Blick in die Zukunft aus – einer Krankenkasse 4.0:

KNIEPS
Es wird nach wie vor im Mittelpunkt stehen, dass Menschen betreut werden. Die Mitarbeiter von Krankenkassen werden von Routineaufgaben, von standardisierten Dingen entlastet, das werden Maschinen, IT-Netzwerke erledigen, aber die persönliche Beratung, die persönliche Zuwendung, wird noch viel wichtiger werden in einer solchen transformierten Welt.

Die Digitalisierung setzt Unternehmen und ihre Mitarbeiter zunehmend unter Druck. Viele Beschäftigte haben das Gefühl, immer mehr Aufgaben gleichzeitig erledigen zu müssen und fühlen sich überfordert. Was die Betriebskrankenkassen dagegen unternehmen, hören Sie in unserem Podcast, den Sie hier anhören und downloaden können. Der Beitrag enthält Originalzitate von

  • Franz Knieps, Vorstand BKK Dachverband e.V., Berlin
  • Hanka Knoche, Vorstand BAHN-BKK, Frankfurt/Main
  • Andrea Galle, Vorständin BKK VBU, Berlin
  • Hans-Walter Schneider, Vorstand BKK Pfalz, Ludwigshafen
  • Dr. Stefan Weber, Leiter Vertragspolitik und Versorgungsmanagement Siemens-Betriebskrankenkasse (SBK), München
  • Prof. Bertold Meyer, Professur Organisations- und Wirtschaftspsychologie Technische Universität Chemnitz