Der Ausstieg aus dem Pflegeberuf – auch Pflexit genannt – war insbesondere in der Corona-Pandemie Gegenstand öffentlicher Diskussionen. In einer schon heute sehr angespannten Situation ist das Phänomen Pflexit in der Langzeitpflege mit katastrophalen Konsequenzen verbunden. Schließlich ist davon auszugehen, dass in der stationären und ambulanten Langzeit- bzw. Altenpflege der Pflegebedarf und der damit einhergehende Personalbedarf bis 2055 unaufhaltsam steigt. Vor diesem Hintergrund hat der Dachverband Forderungen an die Politik formulisert, wie die Personalstruktur in der Pflege nachhaltig verbessert werden kann.
Forderungen des BKK Dachverbands für eine nachhaltige Personalstruktur in der Langzeitpflege
1. Datengrundlage vertiefen und verbreitern
Derzeit liegen kaum aktuelle repräsentative Längsschnittdaten zur Arbeits- und Lebenssituation – und damit auch zu pandemiebedingten Ausstiegseffekten – von Pflegekräften vor. Eine nationale Pflegekohorte gegebenenfalls in Kombination mit der NAKO-Gesundheitsstudie (nationale Langzeit-Bevölkerungsstudie) sowie die gezielte Erweiterung des Beschäftigtenverzeichnisses schaffen hier konkret Abhilfe. Derzeit ist das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) dabei, ein Beschäftigtenverzeichnis für die Pflege anzulegen. Durch dieses und die nationale Pflegekohorte können die Wirkung gesetzgeberischer Maßnahmen gezielt evaluiert werden. Außerdem würden im nationalen Kontext settingspezifische Auswertungen ermöglicht sowie der Umsetzungsgrad gesundheitsförderlicher Maßnahmen für Pflegende sowie alters- oder generationenbezogenen Effekte im Zeitverlauf systematisch offengelegt.
2. Die Gesundheit der Pflegenden zählt!
Pflegende sind hohen Belastungen ausgesetzt, die sich zum Teil auch auf den Gesundheitszustand niederschlagen. Insbesondere für Pflegehilfspersonen zeigen sich höhere Belastungen, ein höherer Krankenstand und ein höherer Anteil an vorzeitiger Berufsunfähigkeit im Vergleich zu Pflegefachkräften.Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) und Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) müssen dies gezielt in den Blick nehmen. Im Fokus steht hierbei die Stärkung der persönlichen Gesundheitskompetenz.
3. Berufsausstieg verhindern!
Pflegende arbeiten häufiger als andere Beschäftigte in ihrem Wunschberufempfinden ihre Arbeit – dies ist eine außergewöhnliche Ressource. Was also braucht es imberuflichen Alltag der Pflegenden: Mehr Autonomie, gute kollegiale Beziehungen, faires und authentisches Management, Unterstützung durch Vorgesetzte und transformationale Führung (inspirierendes, individuelles, vorbildhaftes und intellektuell anregendes Führungsverhalten). Professionelle materielle und immaterielle Arbeitsressourcen gehören also zu den wichtigsten Kriterien. Darüber hinaus zeigen Berufsausstiege von Pflegenden eindeutige Bezüge zur Lebensphase (etwa vor Renteneintritt oder in den ersten fünf Berufsjahren) und zum Ausbildungsniveau. Hilfskräfte etwa haben zum Teil eine deutlich niedrigere Verbleibdauer in ihrem Beruf als Pflegefachpersonen. Pflegende schließen einen Wiedereinstiege dennoch nicht kategorisch aus. Dies ist eine Chance, die genutzt werden muss. Konkrete Ansatzpunkte sind zum Beispiel alters- und alternsgerechte Arbeit, Fachlaufbahnen, Dienstplanverlässlichkeit, flexiblere Arbeitszeitformen, Teilarbeitsoptionen, größere Handlungs- und Entscheidungsspielräume, Optimierung der Arbeitsbedingungen, der Arbeitsorganisation und des Führungsverhaltens, Implementierung digitaler Technologien sowie Verbesserungen bei der Kinderbetreuung.
Die Trendwende muss kommen
Die ambulante und stationäre Langzeitpflege haben sich in der Corona-Pandemie grundsätzlich als stabil erwiesen. Dies ist zu großen Teilen dem persönlichen Einsatz der Pflegenden zu verdanken. Die bisherigen gesellschaftlichen und politischen Bemühungen reichen aber noch nicht aus, um eine echte Trendwende für die Verbesserung der Situation des Pflegepersonals in Gang zu setzen. Dreh- und Angelpunkt muss sein, dass die Pflege wieder als attraktiver Beruf wahrgenommen wird und systemisch bedingte Berufsausstiege reduziert werden. Unsere Forderungen liefern dafür erste Ansatzpunkte, die wir gern vertieft diskutieren und umsetzen wollen.
Wichtige Aspekte aus der internationalen Literaturrecherche und Erkenntnisse haben wir in einem Foliensatz aufbereitet. Daüber hinaus beinhaltet die Präsentation auch Folien zu den "Kommunalen pflegerischen Versorgungszentren", den sogenannten KpVZ.
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Sara Klinkebiel
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Sara Klinkebiel arbeitet seit November 2020 als Politikreferentin beim BKK Dachverband und ist für politische Fragestellungen zu den Themengebieten Digitalisierung, Prävention, Heil- und Hilfsmittel, Pflege und Europa zuständig. Sara Klinkebiel ist ausgebildete Physiotherapeutin und studierte Public Health in Bremen und Governance and Leadership in European Public Health in Maastricht. Akademische Erfahrungen sammelte Sie in Finnland, England und den Niederlanden sowie in Zusammenarbeit mit dem Institut für Arbeit und Wirtschaft in Bremen und dem Niedersächsischen Sozialministerium.
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Daniel Fuchs ist mit allen Themen rund um die Pflegeversicherung (SGB XI) und den pflegenahen Themen des SGB V befasst. Der gelernte Krankenpfleger und studierte Diplom-Pflegewirt war nach seinem Studium als wissenschaftlicher Mitarbeiter einer Bundestagsabgeordneten im Bereich Pflege- und Gesundheitspolitik tätig.
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Raphael Taufer betreut die Themen der Pflegversicherung (SGB XI) und die pflegespezifischen Themen der gesetzlichen Krankenversicherung (SGB V). Raphael Taufer ist Pflegewissenschaftler, Pädagoge und Krankenpfleger. Er verfügt über besondere Expertise in pflegefachlichen Fragen sowie im Qualitätsmanagement von Pflegeeinrichtungen.