BGM-innovativ

Rückenschmerzen vorbeugen und rechtzeitig behandeln

Das Gesundheitsprogramm BGM-innovativ der Betriebskrankenkassen zielt auf die nachhaltige Therapie von Muskel-Skelett-Erkrankungen ab.

Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE) sind die Hauptursache für Arbeitsunfähigkeit und Fehltage. Das Programm "BGM-innovativ" der Betriebskrankenkassen setzt der „Volkskrankheit“ konsequente Prävention und maßgeschneiderte Versorgung Betroffener für mehr Gesundheit am Arbeitsplatz entgegen. Ein Gewinn für betroffene Beschäftigte und Unternehmen.

Das Bild zeigt eine Automechanikerin bei der Arbeit.

BGM-innovativ, kurz BGM-i, wurde mit einer Laufzeit von vier Jahren (2017 bis 2021) durch den Innovationsfonds der gesetzlichen Krankenversicherung als neue Versorgungsform gefördert. Beteiligt waren 15 Betriebskrankenkassen, mehr als 30 Unternehmen, ambulante und stationäre Reha-Einrichtungen sowie zwei wissenschaftliche Institute der Universität Köln. Zur Sicherstellung einer schnellen und trägerübergreifenden Versorgung waren zwölf Rentenversicherungsträger eng eingebunden. Die Gesamtkoordination des Konsortialprojekts lag beim BKK Dachverband e.V.

Welche Ziele verfolgt BGM-innovativ?

Muskel-Skelett-Erkrankungen sind die Hauptursache für Arbeitsunfähigkeit, ganz besonders zunehmend ab dem vierten Lebensjahrzehnt. Im Vergleich zur Routineversorgung bietet BGM-innovativ eine nachhaltige Versorgung betroffener Personen in allen Stadien der Erkrankung. Der Schwerpunkt liegt auf Früherkennung und Prävention in einem noch nicht manifestierten Stadium der Erkrankung. Ziel ist, eine Chronifizierung der Beschwerden zu vermeiden, die Krankheitsdauer zu senken und die Beschäftigungsfähigkeit dauerhaft zu erhalten.

Wer machte mit?

BGM-innovativ fand in ausgewählten Unternehmen der 15 teilnehmenden Betriebskrankenkassen statt:

•    BMW AG in Leipzig und in Berlin (BMW BKK)

•    Continental Automotive GmbH in Regensburg (SBK - Siemens-Betriebskrankenkasse)

•    Deutsche Rentenversicherung Braunschweig-Hannover in Laatzen und Braunschweig (BKK Public)

•    EUROPIPE Deutschland GmbH in Mülheim (VIACTIV Krankenkasse)

•    Industrie Center Obernburg (BKK Akzo Nobel Bayern)

•    Industriepark Weinheim (BKK Freudenberg)

•    Ineos Köln GmbH (pronova BKK)

•    Johnson Controls Varta Autobatterie GmbH in Hannover (pronova BKK)

•    Koenig & Bauer AG in Würzburg und in Radebeul (Koenig & Bauer Betriebskrankenkasse)

•    Mahle GmbH in Rottweil (BKK Mahle)

•    PwC AG in Düsseldorf (BKK PwC)

•    Salzgitter AG (BKK Salzgitter)

•    Salzgitter Mannesmann Grobblech GmbH in Mülheim (VIACTIV Krankenkasse)

•    SKF GmbH in Schweinfurt (SKD BKK)

•    Stadt Salzgitter (BKK Public, BKK Salzgitter)

•    thyssenkrupp Steel Europe AG in Duisburg (Novitas BKK)

•    TUI AG in Hannover (TUI BKK)

•    Vallourec Deutschland GmbH in Mülheim (VIACTIV Krankenkasse)

•    Wieland-Werke AG in Ulm und in Vöhringen (Wieland BKK)

Teilnehmen konnten die an diesen Standorten beschäftigten BKK-Versicherten, etwa 45.000 Personen.

Was macht BGM-innovativ?

Das Konzept basiert auf einem Prototypen, der bereits einige Jahre in Salzgitter (Salzgitter AG, BKK Salzgitter) erprobt wurde. Im Zentrum der Versorgung steht das Fallmanagement der Betriebskrankenkasse. Die speziell geschulten BKK-Fallmanager:innen begleiten die Versicherten durch den gesamten Versorgungsprozess und kooperieren zu dem Zweck mit den Betriebsärzt:innen und Ansprechpartner:innen der Deutschen Rentenversicherung (DRV).

Einteilung in drei Module, je nach Krankheitsstadium und Schweregrad

Die Intervention besteht aus drei Modulen, in denen je nach Krankheitsstadium und Schweregrad Maßnahmen der Frühintervention (Modul A bei leichteren Beschwerden), der arbeitsplatzbezogenen Rehabilitation (Modul B bei chronischen Beschwerden) und des Jobmatchs (Modul C bei längerer Arbeitsunfähigkeit und drohendem Arbeitsplatzverlust) durchgeführt werden.

Maßgeschneidertes Betriebliches Gesundheitsmanagement

Alle Maßnahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements und Versorgungsmanagements sind auf die einzelnen Betroffenen zugeschnitten, das heißt, sie sind an deren spezifischen Krankheitszustand, ihr Beschwerdebild und ihren Arbeitsplatz und dessen Anforderungen ausgerichtet. Der Zugang zu den Maßnahmen ist niedrigschwellig, die Inanspruchnahme erfolgt arbeitsplatznah.

Wie sah die wissenschaftliche Begleitung aus?

Zur Überprüfung der Wirksamkeit des Programms kamen quantitative und qualitative Methoden der Sozialforschung zum Einsatz. Die teilnehmenden Beschäftigten wurden über ein Zufallsverfahren einer von zwei Gruppen (Interventions- und Vergleichsgruppe) zugelost. Jeweils vor und nach der Intervention bzw. gesundheitlichen Leistung füllten sie einen Fragebogen aus. Die subjektive Wahrnehmung der Schmerzen, der Selbstwirksamkeit und der Arbeitsfähigkeit dienten als Parameter für den Vergleich zwischen den Gruppen und den beiden Zeitpunkten. Ergänzt wurden diese durch Testergebnisse (Evaluation der funktionellen Leistungsfähigkeit, EFL) und durch Arbeitsunfähigkeitsdaten der Krankenkassen. Hinzu kamen qualitative Daten aus Fokusgruppen mit den BKK-Fallmanager:innen, Interviews mit den Betriebsärzt:innen. Das Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft der Universität zu Köln führte die Evaluation durch. Für Biometrie und Randomisierung war das Institut für Medizinische Statistik und Bioinformatik der Universität zu Köln zuständig.

Aufzeichnung der Innovationsfondsveranstaltung

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Welche Erkenntnisse gibt es?

Das Projekt hat – trotzdem die Rekrutierung niedriger ausfiel als erwartet – erfolgreich eine neue Versorgungsform implementiert und wissenschaftlich evaluiert.

Im Vergleich zu den Zeitpunkten vor und nach der Intervention konnten sowohl in der Interventions- als auch in der Vergleichsgruppe gesundheitliche Verbesserungen nachgewiesen werden. Nach der Intervention hatten die Studienteilnehmenden eine höhere Arbeitsfähigkeit, weniger MSE-bedingte AU-Tage sowie eine geringere schmerzbedingte Beeinträchtigung (Disability Tage, Disability Score, Schmerzintensität). In der Interventionsgruppe wurde eine mittlere Reduktion der MSE-bedingten AU-Tage von 28,7 auf 18,3 Tage und eine Reduktion der schmerzbedingten Beeinträchtigungen von 53,0 auf 40,1 (von 100 Punkten) erzielt. Die Reduktion der schmerzbedingten Beeinträchtigungen von ca. 24 % kann als klinisch relevant bewertet werden. In der Vergleichsgruppe wurde eine mittlere Reduktion der AU-Tage von 28,5 auf 13,3 Tage sowie eine Reduktion der Schmerzen von 54,0 auf 45,9 (von 100 Punkten) erreicht.

Im Zusammenhang mit den in Modul A bei der Interventionsgruppe durchgeführten arbeitsplatzbezogenen Eingang- und Ausgangstestungen konnte nach der Intervention bei den Parametern Ausdauer, Koordination in mehr als 70 % der Fälle eine Verbesserung festgestellt werden. In Bezug auf Beweglichkeit und Kraft war in über 85 % der Fälle eine Verbesserung nachweisbar.

Das Projekt liefert neue Ansätze für eine intensivere Kooperation zwischen Kranken- und Rentenversicherung im Bereich Betriebliches Gesundheitsmanagement und Betriebliches Eingliederungsmanagement. Die gewonnenen Erkenntnisse zur trägerübergreifenden Zusammenarbeit sind eine wertvolle Grundlage bei der (Weiter-)Entwicklung ähnlicher Versorgungsansätze und in der sozialversicherungsträgerübergreifenden Zusammenarbeit.

Sowohl der Ergebnis- als auch der Evaluationsbericht bieten vertiefende Einblicke und können auf der Seite des Innovationsfondsausschusses heruntergeladen werden.

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