Pünktlich zur Bundestagswahl und den darauffolgenden Koalitionsverhandlungen ein aktuelles Stimmungsbild sichtbar machen und daraus passende gesundheitspolitische Impulse ableiten. Dies war die Motivation für den BKK Dachverband, eine bevölkerungsrepräsentative Umfrage mit über 3000 befragten Bürger:innen in der Woche nach der Bundestagswahl 2021 durchzuführen. Die Ergebnisse wurden bereits in den letzten Wochen thematisch gebündelt veröffentlicht. Nun gibt es alle Erkenntnisse hier auf einen Blick.
Lehren aus Corona
„Das ist ein klares Votum dafür, dass unsere neue Bundesregierung bei der Aufarbeitung der Pandemie insbesondere das Gesundheitswesen und die für diesen Bereich getroffenen Krisenmaßnahmen in den Fokus rücken muss“, sagt Franz Knieps, Vorstand des BKK Dachverbandes. Eine ehrliche Bilanz müsse auch Verfehlungen der Politik in der Corona-Pandemie und bei der Versorgung der Versicherten offenlegen.
Wünsche an die Regierungskoalition
„Die Vernetzung zwischen sämtlichen Akteurinnen und Akteuren des Gesundheitswesens muss in der kommenden Legislaturperiode endlich zum Standard werden“, fordert Franz Knieps, Vorstand des BKK DV. „Die neue Bundesregierung muss klar und deutlich sagen, wie sie diesen Aspekt und die Versorgung im Allgemeinen ausgestalten und finanzieren will.“
Qualität und Ausstattung der Krankenhäuser
Umbau der Krankenhauslandschaft
„Dieses Ergebnis zeigt, dass es in der Bevölkerung Zustimmung zur längst überfälligen Strukturreform der Krankenhäuser gibt. Gleichzeitig ist wichtig, dass es nicht einfach einen Kahlschlag geben darf“, sagt Franz Knieps, Vorstand des BKK Dachverbandes. Gerade das Krankenhaus vor Ort gebe Patientinnen und Patienten ein großes Sicherheitsgefühl. „Ein schlüssiges Zukunftskonzept für die Krankenhäuser muss daher einheitlich Versorgungsstufen sowohl für den regionalen Bedarf als auch für Zentren mit hochspezialisierten Leistungen definieren.“
Tagesaktuelle Versorgungsdaten
„Die große Mehrheit der Versicherten befürwortet eine bessere Vernetzung im Gesundheitswesen, wenn es ihrer Gesundheit zugutekommt“, sagt Franz Knieps, Vorstand des BKK Dachverbands (BKK DV). Deutschlands künftige Regierung müsse daher im Sinne der Patientinnen und Patienten bei der Digitalisierung in der Branche dringend aufs Tempo drücken. „Der Austausch von Daten ist die Grundlage für eine gut funktionierende, sektorenübergreifende Versorgung.“
Krankenkassen als Gestalter von Versorgung
„Derzeit werden die Kranken- und Pflegekassen primär in der Rolle des Finanziers gesehen und als Lotse durch den Dschungel des Gesundheitssystems kaum wahrgenommen“, sagt Franz Knieps, Vorstand des BKK Dachverbandes. „Diese Diskrepanz müssen wir nicht nur im Hinblick auf die Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung überwinden und die Rolle zum Gestalter, zum Unterstützer der Versicherten noch stärker annehmen!“
Individuelle Präventionsangebote
„Diese Ergebnisse zeigen, dass die Grenzen zwischen den Akteuren und den Sektoren innerhalb der Prävention überwunden werden müssen. Dabei muss an alle Versorgungsbereiche gedacht werden. Die Angebote und Anbieter sollten sich strategisch miteinander sinnvoll vernetzen“, erklärt Franz Knieps. „Die Meinung der Befragten ist eindeutig: Nicht nur in Sachen Prävention muss mehr passieren.“
Die elektronische Patientenakte
„Das Ergebnis zeigt, dass die Versicherten ein hohes Vertrauen in die verantwortungsvolle Nutzung der ePA durch die behandelnden Leistungserbringer haben. Das ist wichtig, denn wir benötigen eine bessere Vernetzung in der Behandlung. Geteilte Daten sind dafür zentral. Wir verbinden damit auch die Erwartung, dass die Leistungserbringer mitziehen und Daten einstellen. Digital-Moratorien, wie z.T. gefordert, passen da nicht ins Bild“, erklärt Franz Knieps, Vorstand des BKK Dachverbandes. Und er sagt weiter „Genauso wichtig ist aber auch eine einfache Handhabbarkeit der ePA. Übertriebene Datenschutzregeln sind zu überdenken.“
Klare Aufgaben und Finanzverantwortung
„Dass die GKV quasi von heute auf morgen die finanzielle Sicherung dieser Leistungen übernehmen konnte, hat zur bislang guten Bewältigung der Corona-Pandemie beigetragen“, erklärt Franz Knieps. „Nun werden mit Blick auf die vierte Corona-Welle weitere Ausgaben diskutiert. Dabei ist überwiegend noch unklar, was von der GKV und was von Bund oder den Ländern getragen wird. Davon hängt ab, ob der derzeit geplante weitere Bundeszuschuss in Höhe von 7 Mrd. Euro für die GKV ausreicht, um den gesetzlich festgelegten durchschnittlichen Zusatzbeitragssatz der GKV im Jahr 2022 bei 1,3 Prozent zu halten. Bund und Länder müssen ihren finanziellen Verpflichtungen nachkommen“, fordert Franz Knieps weiter.
Neue Kompetenzen für Pflegeberufe
„So lange Pflegekräfte unter schwierigen Arbeitsbedingungen und schlechter Bezahlung leiden, werden sie die Hoffnung auf Verbesserungen aufgeben und ihren Beruf an den sprichwörtlichen Nagel hängen“, sagt Franz Knieps. „Wir holen die Menschen nur zurück, wenn wir ihnen bessere berufliche Perspektiven geben, indem sie mehr Kompetenzen erhalten bis hin zu einem Studium der Pflege mit dem Abschluss Master. Vorbild kann die Advanced Practice Nurse (APN) aus den USA, Dänemark und Schweden sein. Hochqualifizierte Kräfte überwinden dort die Schwelle zwischen dem ärztlichen und pflegerischen Bereich. Die Bürger:innen in Deutschland trauen es qualifizierten Pflegekräften mehrheitlich zu, aber etliche sind auch noch von einer neuen Rolle zu überzeugen. Aus meiner Sicht geht jedoch kein Weg an diesem neuen Aufgabenzuschnitt vorbei. Damit könnten wir auch den Konflikt entschärfen, dass immer mehr Hausärzte aus Altersgründen aufgeben und der Pflegebedarf durch die Baby-Boomer in den nächsten Jahrzehnten weiter wächst. Geklärt werden mussvor allem, wer berufsrechtlich die Verantwortung trägt. Es gibt noch viel zu tun.“