BKK Dachverband vor Ort

Moderne Technik und ihre Grenzen

Eine Werksbesichtigung bei Siemens Mobility in Braunschweig

Am Siemens Mobility-Standort in Braunschweig entwickelt das Unternehmen Hightech-Lösungen für die Bahnautomatisierung. Das Werk fungiert als Denkfabrik für Signaltechnik und den digitalisierten Schienenverkehr. Aber es gibt auch Parallelen zu unserem Gesundheitswesen. Denn wie bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen gibt es auch bei der Entwicklung des Schienennetzes Limitierungen, die nicht sein müssten. Bei einem Werksbesuch des BKK Dachverbandes, der Siemens Betriebskrankenkasse und des Bundestagsabgeordneten Dr. Christos Pantazis wurde der Kontrast zwischen der Zukunftstechnik und dem, was noch immer in Gebrauch ist, sehr deutlich.

Lager-System Siemens Mobility GmbH Braunschweig

Unser Werksbesuch bei der Siemens Mobility GmbH, dem mit rund 3.600 Beschäftigten weltweit größten Standort für die Entwicklung von Signaltechnik, fand im Rahmen des Projekts diabetes@work statt. Ein Projekt, das es Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mit Diabetes-Erkrankung ermöglicht, ihre berufliche Tätigkeit weiter auszuüben. Um sich vor Ort ein Bild zu verschaffen, wie Gesundheitsprävention im betrieblichen Alltag umgesetzt wird, waren neben der Vorständin der Siemens Betriebskrankenkasse Dr. Gertrud Demmler und der Vorständin des BKK Dachverbandes Anne-Kathrin Klemm auch Dr. Christos Pantazis, Bundestagsabgeordneter mit Sitz im Ausschuss für Gesundheit und Abgeordneter des Wahlkreises Braunschweig Nord, anwesend.

Innovative Technik trifft auf die Realität

Mit Schienen- und Bahntechnik verbindet längst niemand mehr analoge oder manuelle Technik. Die Digitalisierung ist mittlerweile weit fortgeschritten und die Technik ebenso. Wie weit, kann man im Werk in Braunschweig sehen. Dort, im Showroom in einer Ecke, steht ein Schrank mit Glasfront. Er hat die Maße eines großen Kühlschranks mit Gefrierfach: etwa 60 Zentimeter breit, 60 Zentimeter tief und zwei Meter hoch. Mit seiner Glasfront und einigen Luftschlitzen wirkt der grau-beige Kasten unscheinbar.  Und auch der Blick durch die Glastür, lässt den Betrachter nicht erahnen, welche Technik in dem Schrank steckt.

Das Original des Kastens steht in Norwegen und steuert den gesamten Schienenverkehr des Landes – das entspricht ungefähr dem Schienennetz von Niedersachsen, nur auf einer sehr viel größeren Fläche. Das Stellwerk erhält alle Informationen per Funk von kleinen gelben Platten, die wie Fußabtreter aussehen und die in Sekundenbruchteilen Daten erfassen und übertragen, wenn der Zug über sie hinwegrollt.

Ein Werk mit Hightech und analogen Arbeitsplätzen

Diese Technik sorgt beim Werksbesuch für großes Staunen. Dr. Pantazis möchte wissen, warum dies nicht auch in Deutschland möglich ist. Die Antwort wird beim Rundgang durchs Werk und beim Blick auf manche Arbeitsplätze in den Hallen deutlich: Es ist nicht alles Hightech! Hier existieren auch noch ausgedruckte Schaltpläne an Stellwänden, Lötkolben, Plastikboxen mit Ersatzteilen und Kabelstränge, die manuell verbaut werden müssen. Notwendig ist dies, weil sich im deutschen Streckennetz auch noch Schienentechnik aus den 1950er Jahren befindet, die gewartet bzw. erneuert werden muss. Hier schließt sich der Kreis zum Gesundheitswesen.

Abgleich mit unserem Gesundheitssystem

Auch unser Gesundheitswesen pflegt und erhält Technik und Strukturen, die veraltet sind. Die Hürden legt der Gesetzgeber und/oder auch einzelne Akteure im System fest, die dem Fortschritt im Weg stehen. Die Beispiele sind zahlreich. Die elektronische Patientenakte (ePA) ist eines. Die ePA ist im Prinzip so ein Stellwerk-Schrank im Hosentaschenformat. Sie könnte lückenlos die Krankheitsgeschichte von Versicherten dokumentieren, dadurch unnötige Doppel- und Mehrfachuntersuchungen vermeiden, das gesamte Gesundheitsmanagement in die Hände von Patientinnen und Patienten legen und Effizienzreserven durch Digitalisierung heben. Stattdessen sind die Leistungserbringer in Deutschland immer noch nicht vernetzt und Praxen und Gesundheitsämter nutzen weiterhin Faxgeräte. Und die Abrechnungsdaten von Ärztinnen und Ärzten werden nicht, wie bei den „kleinen gelben Fußabtretern“, in Echtzeit übertragen, sondern kommen mit bis zu neun Monaten Verzögerung dort an, wo sie verarbeitet werden müssen.

Gesundheitssystem hinkt bei Innovationen hinterher

Das sind nur zwei Beispiele, die im Widerspruch zu den Möglichkeiten stehen, die vieles erlauben und vieles möglich machen würden. Visionen, wie beispielsweise der Einsatz von Künstlicher Intelligenz / Big Data im Bereich von Disease Interception, um perspektivisch ein präventives Gesundheitssystem zu ermöglichen und nicht ein reagierendes Krankheitssystem, sind hier noch ganz weit weg. Über diese „Trasse“ denken andere allerdings längst nach, während wir noch darum streiten, über welchen (Um)Weg Versicherte ihren Zugang zur ePA legitimieren können.

Betriebliche Gesundheitsförderung am Standort

Das Ende der Werksbesichtigung markiert ein Besuch im "Studio Active" – dem Sportstudio des Werks – und ein Gespräch mit einer Gesundheitsmanagerin des Standorts. Hier kam auch das Thema Diabetes zur Sprache. Mitarbeitende, die ein erhöhtes Diabetes- und Herzinfarktrisiko haben, können sich für ein zweistufiges und bis zu drei Monate dauerndes Gesundheitsprogramm inklusive Ernährungscoach anmelden, das am Standort durchgeführt wird, erklärt der Betriebsarzt. Aber auch die Umstellung in der Pandemie von Gesundheitsförderungsangeboten vor Ort im Studio hin zu digitalen Angeboten per Stream hat reibungslos funktioniert und macht es jetzt möglich, dass auch Mitarbeitende von anderen Standorten die Angebote wahrnehmen können. Darüber hinaus hat sich im Prinzip eine Art „Mitbestimmungsrecht“ etabliert, denn die Mitarbeitenden können sich mit eigenen Ideen in die betriebliche Gesundheitsförderung einbringen und dadurch aktiv die Inhalte des „Arbeitskreises Gesundheit“ gestalten, der Teil des Gesundheitsmanagements im Betrieb ist. Wie erfolgreich die Angebote sind, zeigt letztlich der Krankenstand des Werkes in Braunschweig: Er liegt deutlich unter dem Bundesdurchschnitt.

Dr. Christos Pantazis, MdB SPD Bundestagsfraktion: "Durch die elektronische Patientenakte könnte die Prävention gestärkt werden."

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Vier Fragen an Dr. Christos Pantazis, MdB

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Dr. Gertrud Demmler, Vorständin SBK: "Wir müssen den Arbeitsplatz, die Betriebsmedizin und die Gesundheitsförderung in die Kette der Gesundheitsversorgung mit integrieren."

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Drei Fragen an Dr. Gertrud Demmler, Vorständin der Siemens Betriebskrankenkasse

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Anne-Kathrin Klemm, Vorständin BKK Dachverband e.V.: "Es muss eine individuelle Beratung und Begleitung von Versicherten möglich sein, um sie mit dem zu versorgen, was sie benötigen."

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Drei Fragen an Anne-Kathrin Klemm, Vorständin des BKK Dachverband e.V.

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Mark Mucke, SBK Gebietsleiter: "Wir sind täglich mit den Anliegen der Mitarbeitenden an den Standorten betraut, sodass wir gut erkennen, was für die Gesundherhaltung nötig ist."

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Vier Fragen an Mark Mucke, Gebietsleiter Nord-West, Siemens Betriebskrankenkasse

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Kontakt

Torsten Dittkuhn
Referent Kommunikation & Social Media

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