BKK Dachverband fürs Ohr

Gesünder arbeiten in Corona-Zeiten? Die Pandemie macht nicht nur krank

Ein Beitrag von SWR aktuell zum BKK Gesundheitsreport 2020

Macht uns Corona am Ende gesünder? Klingt erstmal unlogisch, aber da ist was dran. Das zeigt der neue Gesundheitsreport des Dachverbands der Betriebskrankenkassen (BKK).
Die Zahl der Krankmeldungen in diesem Corona-Jahr lag leicht unter dem Schnitt der letzten Jahre. Zwar gab es zu Beginn der Pandemie im März einen Höchststand mit durchschnittlich 6,7 Prozent krankgemeldeten Beschäftigten pro Tag. Im Mai waren es dafür mit 3,7 Prozent so wenige wie noch nie.

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Sprecher: Ein Ergebnis Ihrer Befragung ist, dass die Corona-Pandemie für die Mehrheit der Menschen keine oder sogar positive Auswirkungen auf Gesundheit und Arbeit hat, wie lässt sich das begründen?

Franz Knieps: Das lässt sich vor allem damit begründen, dass die Menschen vorsichtiger geworden sind, sie schützen sich besser gegen Infektionen und zwar nicht nur gegen das Corona-Virus, sondern auch gegen die üblichen Grippeviren beispielsweise.
Sprecher: Das heißt also die Menschen sind in diesem Jahr gesünder als in den vergangenen Jahren?

Franz Knieps: Leicht gesünder als in den vergangenen Jahren, in der Tat.

Sprecher: Das heißt dann auch, dass der Krankenstand nicht, wie befürchtet, gar nicht so deutlich angestiegen ist wegen der Corona-Pandemie.

Franz Knieps: Über das gesamte Jahr gesehen, ist der Krankenstand sogar leicht gesunken. Allerdings haben wir, wie fast in jedem Jahr so eine Art Achterbahnfahrt, das heißt, im Winter und im Frühjahr ist der Krankenstand hoch, später im Sommer geht er dann massiv zurück. Das haben wir deutlicher ausgeprägt in diesem Jahr erlebt, aber über das Jahr insgesamt gesehen, ist es ganz ähnlich wie früher.

Sprecher: Sie haben sich im BKK Gesundheitsreport auch mit der Mobilität der Menschen beschäftigt, Pendeln zur Arbeit ist ja Stress und deshalb schlecht für die Gesundheit, wegen Corona arbeiten mehr Menschen im Homeoffice. Ist das also eine gute Entwicklung?

Franz Knieps: Für die meisten Menschen ist das eine gute Entwicklung, denn es entspricht ihren Bedürfnissen. Arbeitgeber waren in der Vergangenheit sehr zurückhaltend und haben das Potenzial des mobilen Arbeitens unzureichend ausgenutzt. Das hat sich in diesem Jahr deutlich verändert: Fünfzig Prozent mehr mobiles Arbeiten als im letzten Jahr.

Sprecher: Was ist aber mit der fehlenden Bewegung, also wenn man jeden morgen aus dem Haus geht, zum Beispiel die Bahn nimmt, zur Arbeit fährt, dann geht man zur Haltestelle, fährt zur Arbeit, geht von der Haltestelle zum Unternehmen, also da kommen schon so einige Kilometer zusammen. Im Homeoffice da bleibt man die ganze Zeit zuhause am Schreibtisch. Ist das nicht schlecht?

Franz Knieps: In der Tat ist das schlecht. Das sollte man auch nicht tun. Es ist ganz wichtig beim mobilen Arbeiten dass regelmäßige Pausen gemacht werden, dass der Entgrenzung der Arbeitszeit wiederum Grenzen gesetzt werden, also man soll nicht rund um die Uhr erreichbar sein, sondern man soll Pausen machen, man soll sich bewegen, man soll unter den neuen Bedingungen ebenfalls auf seine Gesundheit achten.

Sprecher: Die Corona-Pandemie hat unser Arbeitsleben, unser Mobilitätsverhalten verändert, das hat Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Was können wir für die Zukunft mitnehmen?

Franz Knieps: Dass wir sicherlich ein neues Verhältnis zwischen stationärer und mobiler Arbeit bekommen werden. Viele Dienstreisen werden überflüssig werden. Ich kann es an meinem eigenen Beispiel sagen, ich fahre dann für zwanzig Minuten, eine halbe Stunde, Stunde, zwei Stunden, nach München, von Berlin vier Stunden hin, vier Stunden zurück, das gleiche lässt sich heute wunderbar durch eine Videozuschaltung erledigen. Und viele Menschen haben nicht genormte Bedürfnisse, sondern sind aufgrund der familiären Verhältnisse – sie haben Kinder, sie pflegen Ihre Eltern – darauf angewiesen, dass ihre Arbeit flexibel ist. Das läuft unter mobilem Arbeiten deutlich besser ab als unter der früheren Präsenzregelung.