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Interview Ausbildungsperspektive „SoFa"

306 junge Menschen starten gerade ihre Ausbildung zum Sozialversicherungsfachangestellten bei den Betriebskrankenkassen. Ein Wort, das irgendwie nach Verwaltung, Vorschriften, nach Büroarbeit klingt. Herr Knieps, wie lässt sich der Reiz dieser Tätigkeit gerade jungen Menschen vermitteln?

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SPRECHER
306 junge Menschen starten gerade ihre Ausbildung zum Sozialversicherungsfachangestellten bei den Betriebskrankenkassen. Ein Wort, das irgendwie nach Verwaltung, Vorschriften, nach Büroarbeit klingt. Herr Knieps, wie lässt sich der Reiz dieser Tätigkeit gerade jungen Menschen vermitteln?

KNIEPS
Der größte Reiz dieser Tätigkeit besteht darin, dass man mit anderen Menschen zu tun hat und dass man für das höchste Gut, das alle Menschen haben, die Gesundheit, tätig wird. Gesundheit stellt sich nicht von selber ein. Man muss auf Menschen einwirken, dass sie sich gesund verhalten, gesund ernähren, Sport treiben. Man muss dafür sorgen, dass gesunde Verhältnisse am Arbeitsplatz da sind. Man muss für gesunde Lebensverhältnisse, Verkehrsverhältnisse sorgen. Vor allem muss man sich aber um Menschen sorgen, dass sie, wenn sie erkranken, die bestmögliche Versorgung bekommen, dass sie anschließend möglicherweise eine Rehabilitation bekommen. Und wenn Menschen alt werden, viele Krankheiten haben, Dinge des täglichen Lebens nicht mehr aus sich selber heraus verrichten können, dann brauchen sie Pflege. Und die Organisation der Pflege wie der Gesundheitsversorgung ist Sache der Krankenversicherung, der gesetzlichen Krankenversicherung für knapp 90 Prozent der Bevölkerung. Und diese gesetzliche Krankenversicherung wird ebenso wie die Rentenversicherung, wie die Unfallversicherung, wie die Arbeitslosenversicherung eben primär durch Sozialversicherungsfachangestellte organisiert. Sie sehen also, ein extrem weitläufiges Feld mit extrem vielen Möglichkeiten sich zu spezialisieren, sich auf bestimmte Tätigkeiten zu konzentrieren, die natürlich eine gewisse Organisation und Bürokratie brauchen, die aber viel Gestaltungskraft, viel Kreativität voraussetzen. Von daher ein überaus spannender Beruf, der Beruf des Sozialversicherungsfachangestellten.

SPRECHER
Gestaltungskraft, Kreativität … welche Eigenschaften sehen Sie darüber hinaus, die ein Sozialversicherungsfachangestellter mitbringen sollte?

KNIEPS
Er muss eine gute Allgemeinbildung haben. Er muss auf Menschen zugehen können! Empathie für andere Menschen, gute Umgangsformen mit Menschen auch in schwierigen Situationen ist, glaube ich, die zentrale Voraussetzung für diesen Beruf. Daneben muss man auch natürlich administratives Geschick mit sich bringen. Und man darf sich nicht vor einer Paragrafenwelt fürchten!SPRECHER Das Gesundheitswesen geht turbulenten Zeiten entgegen. Das Geld wird knapper, die Kassen stehen im verstärkten Wettbewerb. Welche Sicherheiten können Sie jungen Menschen mitgeben, um sich für diesen Beruf zu entscheiden?

KNIEPS
Egal in welchen Zeiten, ob in prosperierenden Zeiten oder in Krisenzeiten – Menschen die sich um Gesundheit kümmern, werden immer gebraucht. Das ist absolut krisenfest und stabil. Wenn ich auf mehr als 125-jährige Geschichte der GKV, der gesetzlichen Krankenversicherung, zurückblicke, dann lagen in dieser Zeit zwei Weltkriege, mehrere Wirtschaftskrisen, eine Wiedervereinigung, eine Weltwirtschaftskrise. Und trotzdem hat die Krankenversicherung das alles gemeistert. Das wird auch in der Zukunft so sein. Sicher werden sich Strukturen verändern. Aber die Notwendigkeit, dass es Leute gibt, die Krankenversicherung organisieren, die wird auch in Zukunft absolut krisenfest sein.

SPRECHER
Sie sagten „Strukturen werden sich verändern“ – was genau meinen Sie damit, wie sehen diese Veränderungen aus?

KNIEPS
Kooperation beschreibt mit Sicherheit die Zukunft des deutschen Gesundheitswesens. Hinzu treten aber Kommunikation und Koordination. Die einzelnen Krankenkassen müssen nur begrenzt kooperieren, weil sie für den Bereich der Krankenversicherung, für ihren Versicherten, die Alleinzuständigkeit haben. Aber natürlich bei der Organisation der Leistungen, bei der Bereitstellung der Angebote, müssen sie mit anderen Krankenkassen und anderen Kassenarten kooperieren. Das findet aber auch heute schon statt. Da kann sich im Detail vielleicht einiges verändern. Aber ich bin davon überzeugt, dass der Wettbewerb zwischen Krankenkassen dafür sorgt, dass neue Lösungen sehr schnell zu den Versicherten kommen und dass auch neue Wege gefunden werden, kreativ Probleme zu lösen. Deshalb ja, Koordination! Aber auch Wettbewerb, Vielfalt, neue Wege, Innovation.

Interview mit

  • Franz Knieps, Vorstand BKK Dachverband, Berlin