BKK Dachverband fürs Ohr

Interview mit Dr. Matthias Richter zum BKK Gesundheitsreport 2021

Ein Interview mit Dr. Matthias Richter, Referent Gesundheitsberichterstattung BKK Dachverband e.V.

Cover BKK Gesundheitsreport 2021

Ich begrüße Dr. Matthias Richter. Er ist Referent für die Gesundheitsberichterstattung beim Dachverband der Betriebskrankenkassen in Berlin.

FRAGE 1 Abstand ist einer der wohl am häufigsten gebrauchten Begriffe, die uns das Coronavirus aufzwingt mit Konsequenzen auch für unsere Arbeitswelt. Stichwort Homeoffice …

OT1 … Homeoffice wird mittlerweile deutlich mehr genutzt. Laut einer Studie zur Mobilität in Deutschland arbeiteten im Jahr 2017 nur rund 13 Prozent der Beschäftigten zumindest manchmal im Homeoffice. Im ersten Pandemiejahr 2020 waren es in unserer Beschäftigtenbefragung hingegen schon mehr als ein Drittel. In diesem Jahr 2021 waren es sogar 42 Prozent als Höchstwert. Es hängt natürlich auch von der Tätigkeit selbst ab wie häufig Homeoffice genutzt wird. Wer Homeoffice aber nutzen kann, der nutzt das dann in der Regel auch. Wenn die Arbeit ortsunabhängig ausgeübt werden kann, wird dies auch besonders häufig genutzt, wie zum Beispiel in IT-Berufen oder Bürojobs. Nicht so häufig genutzt wird hingegen Homeoffice in Gesundheitsberufen oder im Bereich Verkehr und Logistik …

FRAGE 2 … also Dienste direkt, unmittelbar am Menschen. Doch wie beurteilen Beschäftigte, die Homeoffice nutzen, vielleicht nutzen könnten, diese besondere Form der Arbeit?

OT2 Ein großer Teil spricht sich für Homeoffice-Arbeit aus. Allerdings gibt es bei einigen Arbeitgebern und einigen Betrieben durchaus noch Widerstände dagegen. Fragt man diejenigen, die im Homeoffice arbeiten könnten, dies aber nicht tun, was der Grund dafür ist, dann gibt mehr als ein Drittel an, dass der direkte Vorgesetzte oder der Arbeitgeber Homeoffice-Arbeit nicht unterstützt. Hingegen wünschen sich im Kontrast fast 30 Prozent der Befragten als Unterstützung durch den Arbeitgeber die Möglichkeit im Homeoffice zu arbeiten. Etwa genauso viele äußerten auch den Wunsch nach flexibleren Arbeitszeiten.

FRAGE 3 Flexiblere Arbeitszeiten – birgt sich darin nicht auch eine Gefahr?

OT3 Mehr als jeder vierte Beschäftigte gibt an, dass sich das eigene Unternehmen gut oder sogar sehr gut auf die Herausforderungen der Coronavirus-Pandemie eingestellt hat. Gleichzeitig sagt aber auch etwa ein Viertel der Befragten, dass die Arbeitsmotivation, genauso wie der Zusammenhalt in der Belegschaft schlechter geworden ist. Beim Gesundheitszustand zeigt sich eine Verschlechterung mit zunehmender Dauer der Pandemie. In der Befragung im Jahr 2020, einige Monate nach Beginn der Pandemie, waren die gemachten Angaben kaum anders als vor der Pandemie. Hingegen ein Jahr später, im Jahr 2021, gaben deutlich mehr Personen an, dass ihr körperlicher oder psychischer Zustand sich verschlechtert hätte.

FRAGE 4 Alles in allem ein recht komplexes Bild. Frage zum Schluss: Wie schauen die Beschäftigten auf ihre Arbeitswelt von morgen?

OT4 Arbeit wird zukünftig deutlich digitaler und sie wird häufiger mobil oder im Homeoffice erbracht werden, das sahen jedenfalls die Befragten in unserer Studie so. Entsprechend wird das bisher meist tägliche Pendeln dann auch deutlich zurückgefahren werden. Zukünftig auf neue Krisen vorbereitet sehen sich die Beschäftigten eigentlich sehr gut. Auch das eigene Unternehmen ist gut vorbereitet auf zukünftige Krisen. Die Arbeitswelt in Deutschland an sich wird allerdings schlecht bewertet. Etwa 44 Prozent antworteten auf die Frage danach, ob die Arbeitswelt auf Krisen gerüstet ist mit schlecht oder sehr schlecht