Audiobeiträge

Podcast BKK Gesundheitsreport – AU

Rücken, Kopf und Lunge. Spräche man von einem anatomischen Problem Deutschlands, läge das von der Hüfte aufwärts. Zumindest was die ärztlichen Diagnosen betrifft. Ein ganzes Jahrzehnt sorgten Erkrankungen in diesem Bereich für steigende Fehlzeiten. Doch das scheint erst einmal vorbei.

Audio-Symbol

SPRECHER
Es gibt Wörter, die sich wohl so nur im Deutschen finden. Ein Beispiel? Sozial-versicherungs-fach-angestellter. Dieses Wort, besser, den Beruf, gekleidet in einen feinsten Mantel des Sprachwesens deutscher Bürokratie, gibt es tatsächlich. Und – es gibt Menschen, junge Menschen, die sich ganz bewusst für diese Ausbildung in einer gesetzlichen Krankenkasse entscheiden. Wie die 19-jährige Berlinerin Nathaly Rosenfeldt, Auszubildende zur Sozialversicherungsfachangestellten bei der Berliner BKK•VBU:

ROSENFELDT
Wenn man das erste Mal Krankenkasse hört, da kommt man ja erstmal nur in Berührung als Versicherter und man sieht da quasi nie den Hintergrund was nun geschieht, wenn ich meinen Krankenschein hier abgebe, an wen es weitergeleitet wird und wie es bearbeitet wird. Und durch die Ausbildung kann ich quasi mal hinter die Kulissen gucken, ich sehe, was eigentlich der Sinn einer Krankenkasse ist und ja, das finde ich sehr spannend!

SPRECHER
Was eigentlich der Sinn einer Krankenkasse ist … eine wichtige, eine große Frage! Nathaly Rosenfeldt ist überzeugt von ihrem Weg, der einer, wie sie sagt, der Arbeit am Menschen ist, dem hilfsbedürftigen Menschen. Und für diese Überzeugung steht sie ein. Auch den fragenden Blicken anderer Gleichaltriger gegenüber:

ROSENFELDT
Ich kann verstehen, dass Krankenkasse auf den ersten Blick sich vielleicht langweilig anhört und vielleicht auch ein bisschen trocken. Aber ich würde dann demjenigen vermitteln, dass es gar nicht so ist, dass eigentlich viel mehr dahintersteckt, dass es wirklich Spaß machen kann, sich um die Versicherten zu kümmern, sie in ihren Krankheitsverläufen zu begleiten und ihnen in gewisser Hinsicht auch zu helfen.

SPRECHER
Hilfsbereitschaft, das ist auch das Motiv des 18-jährigen Florian Schubert aus Thale, ebenfalls Auszubildender zum Sozialversicherungsfachangestellten bei der Berliner BKK•VBU:

SCHUBERT
Ich bin ja beim Deutschen Roten Kreuz seit 11 Jahren. Und da hab ich schon in der letzten Zeit viel mit Kindern gearbeitet, war als Betreuer tätig. Das hat mich dann so überzeugt, dass ich mit Menschen einfach arbeiten muss. Deshalb ist der Beruf des Sozialversicherungsfachangestellten für mich so an erste Stelle gerückt … (FS/OT1b) … ich mag es einfach den Menschen zu helfen, wenn sie in einer Notlage sind oder einfach bloß einen Rat brauchen.

SPRECHER
Franz Knieps, Vorstand des BKK Dachverbands in Berlin, versteht dieses Anliegen am anderen Menschen nur allzu gut:KNIEPS Der größte Reiz dieser Tätigkeit besteht darin, dass man mit anderen Menschen zu tun hat und dass man für das höchste Gut, das alle Menschen haben, die Gesundheit, tätig wird. Gesundheit stellt sich nicht von selber ein. Man muss auf Menschen einwirken, dass sie sich gesund verhalten, gesund ernähren, Sport treiben. Man muss dafür sorgen, dass gesunde Verhältnisse am Arbeitsplatz da sind. Vor allem muss man sich aber um Menschen sorgen, dass sie, wenn sie erkranken, die bestmögliche Versorgung bekommen.

SPRECHER
Gleichwohl geht das Gesundheitswesen turbulenten Zeiten entgegen. Das Geld wird knapper, die einzelnen Kassen stehen im verstärkten Wettbewerb. Für den angehenden Sozialversicherungsfachangestellten Florian Schubert kein Grund an seiner Entscheidung zu zweifeln:

SCHUBERT
Klar, man merkt, dass sich in der nächsten Zeit was ändern wird. Aber ich geh mal davon aus, dass in der Zukunft die Krankenkassen mehr zusammenarbeiten sollten oder auch werden, damit einfach die Probleme der Versicherten schneller und unkomplizierter gelöst werden.

SPRECHER
Kooperation um der Versicherten willen … BKK Vorstand Franz Knieps lässt daran keinen Zweifel:

KNIEPS
Kooperation beschreibt mit Sicherheit die Zukunft des deutschen Gesundheitswesens. Hinzu treten aber Kommunikation und Koordination. Die einzelnen Krankenkassen müssen nur begrenzt kooperieren, weil sie für den Bereich der Krankenversicherung, für ihren Versicherten, die Alleinzuständigkeit haben. Aber natürlich bei der Organisation der Leistungen, bei der Bereitstellung der Angebote, müssen sie mit anderen Krankenkassen und anderen Kassenarten kooperieren. Das findet aber auch heute schon statt. Da kann sich im Detail vielleicht einiges verändern. Aber ich bin davon überzeugt, dass der Wettbewerb zwischen Krankenkassen dafür sorgt, dass neue Lösungen sehr schnell zu den Versicherten kommen und dass auch neue Wege gefunden werden, kreativ Probleme zu lösen. Deshalb ja, Koordination! Aber auch Wettbewerb, Vielfalt, neue Wege, Innovation.

SPRECHER
Neue Wege, Möglichkeiten für eine neue Generation junger Menschen und deren Empathie, deren Enthusiasmus für den Beruf. Und das, betont Franz Knieps, auch in schwierigen, unsicheren Zeiten:

KNIEPS
Egal in welchen Zeiten, ob in prosperierenden Zeiten oder in Krisenzeiten – Menschen die sich um Gesundheit kümmern, werden immer gebraucht. Das ist absolut krisenfest und stabil. Wenn ich auf mehr als 125-jährige Geschichte der GKV, der gesetzlichen Krankenversicherung, zurückblicke, dann lagen in dieser Zeit zwei Weltkriege, mehrere Wirtschaftskrisen, eine Wiedervereinigung, eine Weltwirtschaftskrise. Und trotzdem hat die Krankenversicherung das alles gemeistert. Das wird auch in der Zukunft so sein. Sicher werden sich Strukturen verändern. Aber die Notwendigkeit, dass es Leute gibt, die Krankenversicherung organisieren, die wird auch in Zukunft absolut krisenfest sein.

SPRECHER
Leute wie die BKK Auszubildende Nathaly Rosenfeldt, die genau diese beiden Seiten der Ausbildung verkörpern – Realitätssinn und Idealismus:

ROSENFELDT
Wenn man von der menschlichen Seite herangeht, dann wird es immer wieder Krankheitsfälle geben. Und es wird immer wieder der Fall kommen, dass Krankenkassen benötigt werden, denn Versicherte können nun mal Vorsummen oft nicht alleine bewältigen, so dass wir schon eine sehr wichtige Aufgabe haben. Ich denke, Krankenkassen wird es immer geben, dass sie auch nicht so leicht ersetzbar sind. Dementsprechend muss es immer Bearbeiter geben, die sich um alle Unterlagen kümmern, die dieses bearbeiten, weiterleiten. Und das sind in dem Falle wir, die Sozialversicherungsfachangestellten.

Interview mit 

  • Dr. Matthias Richter, Referent Gesundheitsberichterstattung, BKK Dachverband e.V., Berlin
  • Dirk Rennert, Projektleiter Gesundheitsberichterstattung, BKK Dachverband e.V., Berlin