BKK Dachverband fürs Ohr - Der Podcast rund um Politik und Gesundheit

Podcast Digitalisierung in der Pflege

Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der Patientenversorgung

Digitalisierung hilft bei moderner Personalplanung. Das bringt bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege durch verlässliche Dienstpläne und einen nachhaltigen Vorsprung bei besserer Patientenversorgung. Dazu haben wir mit Sebastian Dienst, dem Pflegedirektor im Deutschen Herzzentrum Berlin gesprochen.

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Warum ist Digitalisierung ein entscheidender Hebel für bessere Arbeitsbedingungen
in der Pflege? Aus Ihrem hervorragenden Vortrag bei unserem
Krankenhaustag des BKK Dachverbands habe Ich verstanden: verlässliche
Dienstpläne sind ein im Alltag entscheidendes Ziel. Was lässt sich erreichen
für bessere Arbeitsbedingungen?

» Es geht nicht nur um verlässliche Personalplanung für Pflegende, sondern um alle
Berufsgruppen im Krankenhaus. Warum müssen wir das digitalisieren? Wir sehen einen
großen Metatrend: Wir werden in der sehr nahen Zukunft viel zu wenig gut qualifizierte
Menschen haben für ein Riesen-Aufgabenpaket. Das ist kein Pflegethema, sondern das
ist ein Thema im ärztlichen Dienst, bei den MTA’s, bei den Physiotherapeuten Und das
ist nicht nur Krankenhausthema, das geht weit darüber hinaus.
Der Hauptjob wird es sein, diese wertvolle Ressource Mensch so effektiv wie
möglich einzusetzen. Das gelingt uns nur, wenn wir unglaublich viele Datensätze
zusammenführen zu workload, also Arbeitsbelastung und vielen anderen
Themen – und dann in Echtzeit so zu reagieren, dass die Mitarbeiter eine stabile
Arbeitssituation vorfinden. Wir haben gerade im Krankenhaus extrem wechselhafte
Belastungen. Manchmal ein Riesen workload, weil viel zu wenig Pflegekräfte
da sind, aber auch, das gehört zur Wahrheit dazu, dass wir manchmal
mehr Ressourcen im Personalbereich verfügbar haben, weil die Patienten gerade
nicht da sind. Und das können wir uns schlichtweg nicht mehr leisten. «

Gibt es Bedenken bei den Pflegefachkräften – etwa die Sorge, dass sie digital
quer durchs Haus verschoben werden?

» Absolut nicht. Es muss eine Grundstabilität in der Arbeitsbelastung gewährleistet
sein. Aber es gibt eben auch Mitarbeiter, die wollen flexibel arbeiten, weil
familiäre Umstände das erlauben oder sie haben andere private Bedingungen
wie Bildung. Die können uns eine flexible Reserve anbieten. Aber auch die muss
digital harmonisiert werden mit der jeweils anfallenden Arbeit. Also eigentlich
ziemlich einfach: Wir müssen es schaffen, das Personal zur richtigen Zeit am
richtigen Platz zu haben.
Und wir müssen den Mitarbeitern anbieten können, je nach persönlicher Lebenssituation
entweder mit einem stabilen Dienstplan zu arbeiten oder die flexible
Reserve digital sinnvoll einzusetzen. «

Und wie ist es Ihnen gelungen, auch die skeptischen Mitarbeiter mitzunehmen?

» Ganz ehrlich: Sie haben es erstmal im Ist-Zustand erlebt, dass die Besetzungen
im Dienstplan stabiler geworden sind. Ohne zu wissen, welche Prozesse genau
digitalisiert wurden. Wir messen in Echtzeit: Wie viele Mitarbeiter betreuen
wie viele Patienten? Diese Besetzungsquotienten sind mit den Mitarbeitern und
den Betriebsräten besprochen. Und wir berichten regelmäßig, zeigen unsere Dashboards. Die können genau sehen, in welcher Schicht wir wie besetzt waren.
Daraus hat sich Vertrauen entwickelt – eine sehr analoge Eigenschaft. Und
dann wächst natürlich die Bereitschaft, da auch mitzuziehen.
Das habe auch ich als Pflegedirektor gelernt: Zu Beginn der Pandemie fand ich
digitale Konferenzen total merkwürdig. Denn Ich will die Menschen analog um
mich herum haben. Mein Stellvertreter hat mir gesagt: Herr Dienst, auch das
müssen wir jetzt digital machen. Und ehrlicherweise haben auch alle Leitungen
schnell mitgezogen. Inzwischen treffe ich mich mit meinen Mitarbeitern digital
in Kurz-Chats und Konferenzen. «