Die Digitalisierung und der Einsatz neuer Technologien verändern Produktions-, Dienstleistungs- und Versorgungsprozesse, und damit die Arbeitswelt insgesamt. In den Betrieben entstehen neue Arbeitswelten, die vernetzter, digitaler und flexibler sind. Diese grundlegenden und nachhaltigen Veränderungen betreffen so gut wie jede Branche, jedes Unternehmen und jeden Beschäftigten in Deutschland.
Die Digitalisierung ist in vollem Gange und wird derzeit durch die aktuelle Krise befeuert. Das Coronavirus stellt das deutsche Wirtschaftssystem und die Gesellschaft auf eine harte Probe. Gleichzeitig bewirkt es eine massive Beschleunigung des digitalen Wandels der Gesellschaft. Denn im Zuge der Krise greifen Unternehmen verstärkt auf digitale Instrumente zurück: Homeoffice, Webkonferenzen, Digital Learning, digitale Beratung und Betreuung sind nun im Einsatz und es stellt sich nicht mehr die Frage des OB, sondern des WIE.
Damit wird die Beantwortung der Fragen an die Unternehmen umso dringlicher, die die Digitalisierung zunehmend stellt, nämlich: Wie schaffen wir es, vernetzter, digitaler und flexibler zu sein? Und wie nehmen wir die Belegschaft dabei mit? Denn neue Arbeitsabläufe und veränderte Kommunikationswege können – bei allen Chancen der Digitalisierung – auch belasten. So klagen viele Mitarbeiter darüber, dass die Arbeit immer mehr, komplizierter und verdichteter wird. Sich dauerhaft überfordert zu fühlen, führt wiederum zu psychischen Erkrankungen. Arbeitsmotivation, Zufriedenheit und Lebensqualität werden auch entscheidend durch die Gestaltung der Arbeitszeit beeinflusst. Wer immer zur Verfügung steht und jederzeit erreichbar ist, fühlt sich schnell fremdbestimmt.
Genau hier setzt die Initiative BGM 4.0 an. Um die Beschäftigten und Unternehmen unter den veränderten Bedingungen mit nachhaltigen und qualitativen Gesundheitsförderungsangeboten zu unterstützen, ist die Initiative neue Wege gegangen und hat zwei innovative Projekte ins Leben gerufen. In diesem arbeiten Unternehmen, Betriebskrankenkassen, Wissenschaftler, Start-ups und Gesundheitsdienstleister zusammen.
Weil bisherige Präventionsangebote die mobil arbeitenden Menschen meist nicht erreicht, entwickelt der BKK Dachverband mit seinen 72 Betriebskrankenkassen und gemeinsam mit den Unternehmen in dem ersten Projekt eine App, mit deren Hilfe Beschäftigte zu jeder Tageszeit und von jedem Ort aus Präventionsangebote nutzen können. Über ein intelligentes und wissenschaftlich fundiertes System, das die Situation und Lage des Nutzers erfasst, bieten es diesen sog. Präventions-Nuggets an – ob Video, Podcast, Spiel, Quiz oder Text – alles ist möglich. Die BGM 4.0-App schlägt die Angebote eigenständig vor, Nutzer müssen nichts suchen. Die Inhalte erfüllen alle geforderten qualitativen Anforderungen an Prävention und das betriebliches Gesundheitsmanagement, Experten helfen bei der Entwicklung, begleiten die Anwendung und werten die Ergebnisse aus. Damit schlagen die Betriebskrankenkassen den Bogen von digitalem Wandel, neuen Arbeitsformen über corona-bedingten beruflichen und gesundheitlichen Verunsicherungen hin zu einem modernen und kundenorientierten betrieblichen Gesundheitsmanagement und ermöglichen Gesundheit auch in schwierigen Zeiten. In dem agilen Projekt arbeiten derzeit 12 Betriebskrankenkassen, der BKK Dachverband, Unternehmen, die Technische Universität Chemnitz und ein auf digitale Lösungen spezialisierter Dienstleister, die Bornholdt Lee GmbH, zusammen.
Flachere Hierarchien, virtuelle Teams, schnelle Änderungen der Anforderungen in Zeiten der Digitalisierung: Führung verändert sich. Führungskräfte müssen nicht nur selbst mithalten, sondern auch ihre Teammitglieder motiviert in der konstruktiven Zusammenarbeit unterstützen. An dieser Stelle setzt das zweite Vorhaben an. Speziell für Führungskräfte in kleinen und mittelständischen Betrieben wird eine Onlineplattform im Blended Learning-Ansatz zu Führung und Gesundheit in einer Arbeitswelt 4.0 entwickelt. Die Plattform vermitteltet leicht verständlich und praxisnah Wissen zur Stressbewältigung und Förderung psychischer Gesundheit als Führungsaufgabe und für die eigene Gesundheit, gerade im Umfeld der Digitalisierung und des technologischen Fortschritts. Nicht immer ist eine zeitintensive Seminarreihe oder Schulung erforderlich und machbar: wie in der BGM 4.0-App werden die Führungskräfte über ein intelligentes und wissenschaftlich fundiertes System, das die Situation und Lage des Nutzers erfasst, zu den passenden E-Learning-Angeboten und Präventions-Nuggets auf der Plattform gelotst. Sollten die kurzen und prägnanten Angebote nicht ausreichen, bietet die Plattform ebenfalls die Möglichkeit an qualitativen und praxiserprobten Seminaren und Gruppencoachings teilzunehmen. Die Betriebskrankenkassen unterstützen damit Unternehmen, einen klugen Umgang mit Ressourcen, Selbstmanagement und Kompetenz im Umgang mit psychischen Belastungen und Stress in einer sich wandelnden Arbeitswelt zu finden. Das Blended Learning Programm wird zusammen mit der pme familienservice GmbH und der zone35 GmbH sowie BKK entwickelt.
Am 10. Dezember stellen der BKK Dachverband und die Initiative 4.0 die neue Gesundheits-App und die Online-Plattform der Öffentlichkeit vor.
Die Initiative BGM 4.0
Seit langen sind die Betriebskrankenkassen Vorreiter in Fragen der Betrieblichen Gesund- heitsförderung (BGF) und des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) in Deutschland. Die jahrzehntelange Pionierarbeit wollen wir konsequent weiterführen und arbeiten eng am Bedarf unserer Versicherten und Trägerunternehmen sowie der Weiterentwicklung von Gesundheitsförderung und Prävention in Zeiten der digitalen Transformation der Arbeitswelt. Mit Blick auf die damit einhergehenden Herausforderungen und die Möglichkeiten der Vernetzung wollen die Betriebskrankenkassen die Qualität und Innovationskraft ihrer Beratungs- und Unterstützungsleistungen für Kunden- und Trägerunternehmen ausbauen. Dafür haben die Betriebskrankenkassen, die im BKK Dachverband e.V. organisiert sind, im Oktober 2017 die Initiative „BGM 4.0 – BGM für die Arbeitsbedingungen der Zukunft“ gegründet. Die von BKK-Vorständen ins Leben gerufene Initiative entwickelt Lösungen für die neuen Anforderungen im Betrieblichen Gesundheitsmanagement und leitet daraus neue Aufgaben für die Betriebskrankenkassen ab. Grundannahme der Arbeitsgrup- pe ist, dass gesunde Menschen erfolgreicher mit veränderten Lebens- und Arbeitsbedingungen umgehen können.
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Martin König
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Martin König verantwortet seit dem 1. Januar 2024 die Stabsstelle Nachhaltigkeit. Der Diplom-Gesundheitswirt und Sozialversicherungsfachangestellte verfügt über umfangreiche und langjährige Expertise im Programm- und Projektmanagement sowie in den Themenfeldern digitale Transformation. Zuvor hat er in der Abteilung Gesundheitsförderung, Pflege und Rehabilitation des BKK Dachverbandes das digitale Präventionsprodukt Mein Phileo vorangetrieben. Vor seiner Tätigkeit beim BKK DV verantwortete er Bereiche des Betrieblichen Gesundheitsmanagements in einem international tätigen Konzern und das Geschäftsstellenmarketing einer Betriebskrankenkasse.