Positionspapier

Primärversorgungszentren (PVZ) – integrativ medizinisch versorgt

Verschiebungen im Morbiditätsspektrum und ein zunehmender Hausarztmangel erschweren den Zugang zu einer angemessenen Gesundheitsversorgung. Dies betrifft insbesondere sozial benachteiligte Räume sowie strukturschwache Gebiete. Antworten auf diese Herausforderungen liegen in der besseren Kooperation von Angehörigen unterschiedlicher Gesundheitsberufe und weiteren Anbietern von Gesundheits- und Pflegeleistungen in der Region. Das können Primärversorgungszentren leisten. Dabei ist wichtig, dass bestehende Strukturen genutzt und sinnvoll weiterentwickelt werden.

Integrative Versorgung

Verschiebungen im Morbiditätsspektrum und ein zunehmender Hausarztmangel erschweren den Zugang zu einer angemessenen Gesundheitsversorgung. Dies betrifft insbesondere sozial benachteiligte Räume sowie strukturschwache Gebiete. Verschärft wird diese Problematik durch den Wunsch der nachwachsenden Medizinergeneration nach flexiblen Arbeitszeiten sowie Angestelltenverhältnissen. Während im Jahr 2009 erst jeder 16. Hausarzt in Anstellung tätig war, war es im Jahr 2020 bereits jeder fünfte. Im selben Zeitraum vergrößerte sich der Anteil der in Teilzeit tätigen Hausärzte von 2,4 % im Jahr 2009 auf 11,9 % im Jahr 20202. Bei in etwa gleichbleibender Zahl der Hausärzte hat sich ihr Arbeitsvolumen verringert.


Um die Gesundheitsversorgung unter diesen Bedingungen dauerhaft flächendeckend zu sichern, sind neue Ansätze von Nöten: Zentral ist ein niedrigschwelliger Zugang zur berufsgruppenübergreifenden Gesundheitsversorgung unter besonderer Berücksichtigung sozialraumbezogener Bedarfe. Dabei sollte auch berücksichtigt werden, dass die Vorstellungen von Arbeit und Freizeit sich geändert haben. Junge Ärztinnen und Ärzte sehen sich nicht mehr als Einzelkämpfer, die jeden Tag allein Patienten versorgen und sich anschließend den notwendigen unternehmerischen und administrativen Tätigkeiten widmen. Arbeiten im Team, insbesondere auch mit anderen Berufsgruppen zusammen, der inhaltliche Austausch untereinander, die Delegation und Substitution von Tätigkeiten oder Angestelltenverhältnisse mit festen, kalkulierbaren Arbeitszeiten kommen dem Bedürfnis vieler junger Ärztinnen und Ärzte, aber auch von Pflegekräften sowie den Angehörigen weiterer Berufe nach einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie entgegen.


Für einen niedrigschwelligen Zugang zur Versorgung und attraktive Arbeitsbedingungen gerade in sozial benachteiligten oder strukturschwachen Regionen sollten bestehende Strukturen sinnvoll und integrativ weiterentwickelt werden. Vorschläge aus dem inzwischen vorliegenden Referentenentwurf zum Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) wie Gesundheitsregionen, multiprofessionelle Gesundheitszentren, Gesundheitskioske oder auch die im Zuge der Krankenhausreform entstehenden Level Ii-Häuser können in diesem Rahmen umgesetzt oder angedockt werden; keines-
falls jedoch sollten Parallelstrukturen entstehen.

Lösungsvorschläge:

  • Keine Parallelstrukturen installieren, sondern Stärkung der Versorgung durch Kooperationen: HzV und MVZ zu PVZ ausbauen.
  • Regionale Vernetzung, basierend auf bevölkerungsbezogenen Versorgungsbedarfen – Vorrang für PVZ im Zulassungsverfahren.
  • Teambasierte Primärversorgung als neuen Standard festlegen.
  • Qualifizierte Pflegekräfte als unverzichtbarer Bestandteil der Primärversorgung: PVZ in Modellvorhaben zur Übertragung ärztlicher Tätigkeiten einbinden.
  • Krankenkassen als Gründer von PVZ etablieren.
  • Level-Ii-Krankenhäuser in die Primärversorgung einbeziehen.
  • Finanzierung von PVZ in bestehende Vergütungssysteme, vorwiegend zur HzV, integrieren.
  • Anschubfinanzierung für PVZ als Versorgungsgaranten sicherstellen.

Das gesamte Positionspapier mit Kommentierung finden Sie oben im Download-Bereich.

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