Hände waschen, Abstand halten, Kontakte vermeiden – für unseren Arbeitsalltag bedeuten die Corona-Regeln einschneidende Veränderungen. Unternehmen und Organisationen stellen sie vor nie dagewesene Herausforderungen. Selbst Betriebe, die Pandemiepläne aus der Schublade ziehen konnten, wurden von den Ereignissen überrascht und mussten tagtäglich Anpassungen vornehmen. Welche Auswirkungen hat(te) die Pandemie auf die Art, wie wir arbeiten?
Das Fraunhofer-Institut hat in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Personalführung einen ersten Eindruck gebündelt, genauso wie der Haufe Verlag, in Kooperation mit der Auctority GmbH und Reimund Research. In einer repräsentativen Erhebung hat das vom BKK Dachverband geleitete Projekt psychische Gesundheit in der Arbeitswelt (psyGA) knapp 2000 Beschäftigte befragt – einmal vor der Krise im Herbst 2019 sowie erneut in der Woche nach Ostern 2020, auf dem Höhepunkt der coronabedingten Lebenseinschränkungen. Die Ergebnisse zeigen nicht nur einen Zwischenstand, wie die Arbeitnehmenden auf den Ausbruch der Pandemie reagierten („Die Last der Pandemie"). Der BKK Dachverband hat auch die Frage gestellt, welche betrieblichen Faktoren uns bei der Bewältigung der Krise unterstützen.
Die relevantesten Beobachtungen im Überblick:
- Die Umstellung auf die Arbeit auf Distanz ging überraschend schnell
- Der wichtigste Robustheitsfaktor ist eine tragende, gute Unternehmenskultur
- Die IT-technische Grundausstattung ist nicht ausreichend
- Corona wirkte als Digitalisierungsbooster
- Flexibilisierung ist die Aufgabe der Stunde – zeitlich, örtlich, psychisch und organisatorisch
- Gebremst haben auch die Vorbehalte der Führungskräfte
- Der größte Nachholbedarf lässt sich nicht durch einfache Anschaffungen befriedigen
(Quelle: Fraunhofer)
Transparente Unternehmensführung und Identifikation mit der Arbeit sind gut für die Psyche
Ein hoher Schutzfaktor für die psychische Gesundheit ist, wenn sich die Beschäftigten gerade jetzt mit ihrer Arbeit identifizieren können. Das heißt, wenn sie sich begeistern können, Freude an der Arbeit haben und sie als sinnvoll erachten. Besonders erstaunlich: Nicht nur die transparente Unternehmensführung an sich, jetzt oder vor einem halben Jahr, schützt die psychische Gesundheit, sondern vor allem das Ausmaß der Verbesserung in der Krise. Unternehmen, die sich in der jetzigen Situation bemüht haben, transparenter zu werden und offen mit den Beschäftigten umzugehen, stärken das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter. Der Schutzeffekt ist genauso stark wie die Freude bei der Arbeit.
Nachholbedarf besteht bei den Kernbereichen der betrieblichen Prävention
Mit Ausbruch der Pandemie wurden die Themen rund um Arbeits- und Gesundheitsschutz von den hinteren Kellerbüros ins Zentrum betrieblicher Strategie befördert. Positiven Einfluss hatten laut dem Fraunhofer-Institut vor allem „kompetenzseitige, kulturbezogene, gesundheitsbezogene Thematiken, die einen längeren Entwicklungsprozess und teilweise auch dedizierte Strukturen zur Voraussetzung haben“.
Nachdem die meisten digitalen Trampelpfade nun gepflastert sind, zeigte dass „Brennglas Corona“, dass viele Betriebe in Deutschland einen Nachholbedarf in Sachen betrieblichen Gesundheitsmanagement haben.
Im Kern geht es, den Ergebnissen der Fraunhofer-Studie zu Folge dabei um:
- die Frage nach der Vereinbarkeit bzw. Entgrenzung von Berufs- und Privatleben,
- der weite Bereich der gesunden Führung auch auf Distanz und digital,
- die Qualifizierung der Belegschaft im Bereich der Mediennutzung
- sowie Ansätze, die informelle Strukturen und Kommunikation zwischen den Menschen zu stützen.
Die Befragung des Haufe-Verlags zeigt: Wie genau wir am besten und vor allem auch am gesündesten zusammenarbeiten, ist für die meisten Betriebe noch offen. Zeit also, die Betriebe mit guten Angeboten zu unterstützen. Nun, wenn das kein Argument für Investition in ein Betriebliches Gesundheitsmanagement ist?
- Standards für ein ganzheitliches und nachhaltiges BGM setzt das Deutschen Siegel Unternehmensgesundheit.
Wenn nicht jetzt wann dann?
Auch wenn es auf den ersten Blick erscheint, als hätten die von Existenzsorgen geplagten Betriebe aktuell keinen Kopf für »diese« Themen: Genau jetzt, wenn die Betriebe sich auf den Weg machen Ihr „New Normal“ zu gestalten, ist der Zeitpunkt, zu zeigen, wie sehr die Gesundheit der Beschäftigten eine Aufgabe des gesamten Managements ist und in jedem Veränderungsprozess eine gewaltige Rolle spielt.
Denn, so fasst das Forscherteam der Fraunhofer Gesellschaft die Ergebnisse zusammen „Zu Ende gedacht, kommen bisher als unverrückbar geltende Eckpfeiler der Arbeitsgestaltung in Bewegung.“
- Tipp: Um Betriebe hierbei zu unterstützen, hat das Projekt psyGA nun erstmals sein umfassendes Angebot an Handlungshilfen, Tools und Praxiswissen gezielt für den BGM-Prozess sowie für beispielhafte Fragestellungen in der Beratung oder Beratungssituationen als FAQs aufbereitet und zusammengestellt.
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Györgyi Bereczky-Löchli
Referentin Betriebliche Gesundheitsförderung
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Györgyi Bereczky-Löchli ist beim BKK Dachverband für die Betriebliche Gesundheitsförderung in der Pflege, die Initiative Gesundheit und Arbeit (iga) sowie Drittmittelprojekte wie Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt (psyGA) und das Projekt Gesund. Stark. Erfolgreich. zuständig. Die Sportwissenschaftlerin und Beraterin für systemische Organisationsentwicklung und Changemanagement bringt langjährige Erfahrung bei der Implementierung und Weiterentwicklung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements und der Beratung von Unternehmen mit.