BKK Gesundheitsreport

Presse- und Infomaterial zum BKK Gesundheitsreport 2023

Auf dieser Seite finden Sie Presseinformationen zum BKK Gesundheitsreport 2023 - Gesunder Start ins Berufsleben wie unsere Pressemitteilung und ein Faktenblatt mit zahlreichen Grafiken zu den Inhalten des diesjährigen BKK Gesundheitsreports. Zudem gibt es hier die Präsentationen der Podiumsteilnehmer unserer Pressekonferenz zum Download sowie einen Podcast zum Thema.

Auszubildende auf Gabelstapler

Gesunder Start in Berufsleben aufs Ohr: Hören Sie doch mal rein in unseren Podcast zum BKK Gesundheitsreport 2023!

Sprecherin: Aller Anfang ist schwer, ein Allgemeinplatz. Doch scheint sich gerade die jüngere Generation desto schwerer damit zu tun – etwa mit Blick auf den Einstieg ins Berufsleben. Keine Lust auf Arbeit, zu faul, heißt es oftmals. Aber stimmt das Bild? Genau hier setzt der diesjährige Gesundheitsreport der Betriebskrankenkassen an. Im Fokus: die Gruppe der 18- bis 29-jährigen, der Berufseinsteiger, deren Arbeitsbedingungen und Erwartungen. Und die stehen erst einmal vor enormen Herausforderungen, sagt Prof. Holger Pfaff. Er ist Direktor des Instituts für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft der Universität zu Köln:

Prof. Dr. Holger Pfaff: Das eine ist Jobsuche, da gibt es so eine Art Optionsstress. Man hat sehr viele Möglichkeiten und muss sich erst einmal zurechtfinden. Dann haben wir so eine Art Praxisschock. Das heißt, die jungen Leute werden mit Anforderungen konfrontiert, mit denen sie bisher nicht in dem Maße konfrontiert waren, körperliche Anforderungen aber auch konkrete Aufgaben, die neu sind, Rollen, die sie lernen müssen, auch zeitliche Belastungen. Schädlich für die Gesundheit bei den Jugendlichen sind hohe Anforderungen, wenig Handlungsspielraum, ein Ungleichgewicht von Arbeitsaufwand und Belohnung und wenig soziale Unterstützung.

Sprecherin: Optionsstress, Praxisschock … starke Worte, sicher. Doch zeigen sich noch ganz andere Probleme, unterstreicht Franz Knieps, Vorstandsvorsitzender des BKK Dachverbands in Berlin:

Franz Knieps: Es hat uns schon überrascht, dass jeder fünfte Berufsanfänger schon mal psychisch krank war. Und dann ist ja immer die Frage, ist die Krankheit überwunden oder bringt er die mit in den Betrieb? Und es ist auch bemerkenswert, dass ein Viertel der unter 25-jährigen latent erkrankt ist, häufig auch chronisch erkrankt ist. Also zu glauben, dass die Jugend olympiareif sei, das ist ein Irrglaube, das haben wir jetzt gelernt in diesem Report.

Sprecherin: Nicht olympiareif, aber recht anspruchsvoll hinsichtlich der Erwartungen. Greift also das anfängliche Bild von Berufseinsteigern?

Franz Knieps: Die Empirie gibt das nicht her! Die haben andere Vorstellungen vom Leben. Work-Life-Balance, das berühmte Wort, spielt eine wesentlich größere Rolle. Aber auch, weil sie an anderer Stelle, beispielsweise soziale Verantwortung übernehmen. Sie kümmern sich um Eltern, um Großeltern, sie kümmern sich um Geschwister, sie engagieren sich sozial oder ökologisch. Das wollen jüngere, aber auch zunehmend ältere Menschen, mit ihrer beruflichen Tätigkeit vereinbaren können. Und dann haben wir natürlich eine Debatte darüber: Müssen denn die 38,5 Stunden über fünf Tage verteilt werden oder können wir da nicht flexibler sein und möglicherweise auch eine 4 Tage Woche organisieren? Das haben wir aber auch in anderen Altersklassen.

Sprecherin: Die Gemeinsamkeiten zwischen Jung und Alt überwiegen deutlich. Dirk Rennert, Projektleiter für die Gesundheitsberichterstattung beim BKK Dachverband, ergänzt:

Dirk Rennert: Berufseinsteiger, übrigens genau wie Berufserfahrene, bewerten die Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit bei ihrer aktuellen Tätigkeit am höchsten. Bezogen auf die Wünsche und Erwartungen an die Arbeit zeigt sich wiederum folgendes Bild: Besonders wichtig ist den Beschäftigten neben der Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit eine angemessene Bezahlung sowie eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Sprecherin: Der Unterschied: jüngere Beschäftigte zeigen sich häufig ein wenig flexibler, was die Bindung ans Unternehmen betrifft, weiß Dr. Matthias Richter, Referent für die BKK Gesundheitsberichterstattung:

Dr. Matthias Richter: Jüngere geben doppelt so häufig an im Vergleich zu den Älteren, dass sie in den kommenden zwei Jahren ihren Arbeitgeber wechseln wollen. Das geht allerdings wohl weniger auf Generationenunterschiede zurück, vielmehr sind es die Umstände, die da entscheidend sind. Jüngere haben weniger Verpflichtungen durch Familiengründung und Wohneigentum. Zudem bekommen gerade Auszubildende und Berufseinsteiger ohnehin oftmals nur einen befristeten Arbeitsvertrag.

Sprecherin: Doch entscheiden genau diese heranwachsenden Menschen über den Bestand unserer sozialen Sicherungssysteme, unseren Wohlstand. Der Medizinsoziologe Prof. Holger Pfaff sieht hier eine Herausforderung auch und vor allem für Führungskräfte:

Prof. Dr. Holger Pfaff: Jeder ist ja einzigartig und hat ganz spezifische Bedürfnisse und Erwartungen an die Arbeit. Und da kommt die wichtige Rolle vom Vorgesetzen, dass man mit den Einzelnen aushandelt wie jetzt das ganz konkret aussehen soll zum Beispiel das Verhältnis von Freizeit und Arbeit, auch von Homeoffice. Der Vorgesetzte kann mit den neuen Mitarbeitenden die ganz konkreten Aufgaben und die Rahmenbedingungen aushandeln. Wir sprechen dann von einem psychologischen Vertrag. Der Vertrag kommt zu dem juristischen Arbeitsvertrag hinzu und damit kann man praktisch die Arbeit an die Bedürfnisse der Jungen anpassen und kann sie dadurch halten.

Sprecherin: Was junge Menschen vor allem wünschen ist eine Arbeit ohne gesundheitliche Nebenwirkungen, eine sinnvolle Arbeit, sozial verträglich und nachhaltig. Kein Ausspielen der Generationen gegeneinander, sondern Kooperation, ein Miteinander und auf Augenhöhe. Franz Knieps:

Franz Knieps: Auch junge Menschen brauchen Spielräume für eigene Entscheidungen, wenn das den Älteren wie mir auch etwas schwerfällt. Die bringen zwar nicht so viel Erfahrung mit, aber sie bringen neue Ideen mit. Und wir sollten darauf vertrauen, dass mit diesen neuen Ideen auch Produktives geschaffen werden kann. Und der zweite Punkt: Arbeit muss deutlich flexibler werden. Die Vorstellung, dass man von zuhause auch Dinge erledigen kann oder von unterwegs, die galt als abwegig. Das ist heute vollständig anders!

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